Geschichte
Die Entdeckung des Frühjahrs 2021
Nach dem Ableben von Herrn Ernst Becker und Frau Gertraude Becker bekam unser HVG Vorstandsmitglied Hans-Joachim Nußbaum einen Einblick in das Gelände seines Nachbarn, der alten Poststelle von Gundheim.
Mit Staunen entdeckte er ein altes massives Mauerstück, das nach Rücksprache mit Heimatforschern eindeutig auf einen Abschnitt der Gundheimer Dorfbefestigung hinweist. Es war die Dorfmauer zwischen dem mittelalterlichen Ort und dem Dorfgraben; eine Verlängerung der Schutzmaßnahmen von der Burg ausgehend durch den Garten von Hans und Waltraud Osadschy. Dort befindet sich ebenfalls ein Teilstück der historischen Mauer. (von Peter Schreiber 2020 entdeckt; Bilder Iris Peterek)
Die „Gundemer Lange“
von Peter A. Schreiber, auch im „Dorfblättche“ veröffentlicht.
Man kann nicht über die jüngste Gundheimer Geschichte schreiben, ohne ein paar Gedanken über die sogenannten „Gundemer Lange“ zu erwähnen. Auf diese Idee brachte mich Frau Marlies Haase von der Westhofener Straße; Besten Dank!
Es waren wohl die Besucher aus Worms, Ludwigshafen und Mannheim die in den „schlechten Zeiten“ 1914 – 18 und 1939 – 45 also den Kriegsjahren den Gundheimer „Pastorenbirnen“ ihren wohlklingenden Namen gaben. Die „Gundemer Lange“ waren in diesen Hungerjahren ein wertvolles Zahlungsmittel im Tausch gegen ein paar ersehnte „Reichsmark“, Schmuck oder andere Naturalien (Zucker, Mehl….)
Vor Hundert Jahren standen rings um unser Dorf auf allen Äckern und auch inmitten der Weinberge unzählige Hochstamm-Birnbäume der Sorte „Pastorenbirne“. Für die Ernte im Herbst wurden extra lange Holzleitern angeschafft, die meist an den Außenwänden der Häuser und Scheunen aufgehängt wurden, so wie es heute noch beim Obstbauer Hans Michel in der Nieder-Flörsheimer Str. 2 der Fall ist.
In den Vorratskellern mit erdenem Boden gab es genügend Platz in Holzregalen, um die winterfesten Birnen zu lagern. Die lange Lagerzeit ist auch heute noch ein Prädikatsmerkmal unserer Birnen. Lange Gestalt der Bäume und der Früchte und extrem lange Lagerzeit, gaben wohl dieser Pastorenbirne, die es häufig in Gundheim gab ihren Kosenamen im Umland (Wonnegau und Rhein-Neckar-Raum).
Ich erinnere mich noch gerne an eine nette Anekdote mit diesem Birnen-Uznamen: Wenn wir mit der 1. Mannschaft der Fußballer des TSV Gundheim in der A-Klasse Alzey-Worms (1973/74) auf die Plätze der Wormser Mannschaften (Blau-Weis, Nibelungen, Allemania, Freie Turner, Normania Pfiffligheim) aus unserer Umkleidekabine auf das Spielfeld gelaufen sind, um uns etwas warm zu machen, habe ich noch heute im Ohr wie etwa die Zuschauer vom TUS Neuhausen zueinander sagten: „Guck emol, alleweil kummen die Gundemer Lange“!
Dies galt aber nicht allein den saftigen Birnen aus Gundheim, sondern auch unserer hervorragenden Spielerpersönlichkeit mit der Trikot-Nr. 5 (Libero, Mittelläufer) Hans-Georg Renz (ehemals Schloßgasse heute Worms-Abenheim). Er war für uns „Der Lange“ mit einer Körpergröße von ca. 2 Meter überragte er uns alle. Das sei nur am Rande bemerkt.
Tatsächlich fielen die Bäume einem Schicksal zu Grunde, das mit der Mechanisierung der Landwirtschaft einhergeht. Die Bäume standen schlichtweg im Weg und störten die Rübenvollernter und Trauben-Lesemaschinen bei ihren Arbeitsabläufen. Sie mussten weichen!
Als wir im Jubiläumsjahr der KLJB (25 Jahre) 2001 zu Spenden einluden, um 25 Pastoren- Birnbäumen rund ums Dorf in Gärten und Feldern, zu pflanzen hatten wir ein großes Echo seitens der Bevölkerung. Der Gartenbetrieb Fehlinger veredelte uns 25 Bäume und wir pflanzten sie. Inzwischen sind viele bereits wieder gefällt worden. Schade, wir waren so stolz mit unserer vorbildlichen Pflanzaktion 2001. Der Pflanzplan von damals ist noch erhalten.
Der Baum zeigt einen starken Wuchs, sodass auf einen sachgerechten Schnitt zu achten ist. Die Blätter sind glänzend dunkelgrün und anfällig für Schorf. Gelegentlich tritt Spitzendürre auf, bei der die Triebspitzen absterben.
Interessant wäre es einmal zu erkunden wie die PASTOREN-Birne zu ihrem Namen kam. Vielleicht hat sie ein naturliebender Pflanzenkenner, ein Pfarrer / Pastor in seinem Pfarrgarten gezüchtet? Eine höchst ökologisch-pastorale Leistung. Vielleicht stammt sie von einem Zufallssämling ab, der angeblich von einem französischen Pfarrer in einem Wald bei Clíon gefunden wurde. Sie ist seit 1852 von der American Pomological Society anerkannt und gilt als anspruchslose Sorte für den Streuobstanbau.
Die Frucht ist groß, langgezogen (daher vermutlich der Name Flaschenbirne/Zapfenbirne) und mit längsseitiger Naht. Die Grundfarbe ist gelbgrün mit roten Backen. Auffällig sind die Lentizellen; auf der Sonnenseite groß und braun, auf der Schattenseite klein und grün. Das Fruchtfleisch ist weißgelb, saftig und halbschmelzend. Der angenehme Geschmack wird durch ein ausgewogenes Zucker-Säure-Verhältnis mit schwachem Aroma beeinflusst. Ab Oktober können die Früchte geerntet werden, bei kühlen Temperaturen ist eine Lagerung über mehrere Monate möglich.
Namen der Pastorenbirne
- Frankreich: ‚Poire du Curé‘, ‚Poire de Clíon‘, Bon Papa‘, ‚Messire d’Hiver‘
- England, USA: ‚Vicar of Winkfield‘
- Bayern: ‚Flaschenbirne‘
- Hessen: ‚Caßler- und Glockenbirne‘
- Baden/ Elsass: ‚Frauenschenkel‘, ‚Zapfenbirne‘
Im Übrigen hatte die Gundemer Lange auch einen phänomenalen Auftritt bei der Gundemer Fastnacht. Als Bühnen-Hingucker gestaltet von Jürgen Haußner und Edgar Leidemer tanzten zwei metergroße grüne Birnen zu meinem Lied (mit der Gitarre begleitet) und Philipp Kaltenborn aus Abenheim am Klavier. Hier der Refrain: „So lang die Gundemer Lange in unserem Gaade blieht, so lang blieht aach die Fassenacht, so lang sing ich des Lied!“
Auch im „Gundemer Lied“ gibt es natürlich eine Birnenatrophe, die wir durch Kopien von Hanna Behringer (vom Schloßbuckel) gerne miteinander gesungen haben.
„Da wächst eine Birne über Grenzen bekannt, die Gundemer Lange ging von Hand zu Hand. Sie schmeckt sehr köstlich, ist saftig und mild; ja Bäume und Obst gehören zum Gundheimer Bild“
Dieses Lied fiel mir 1972 beim Trauben lesen, als „Büttenträger“ in unserem Scheureben-Wingert („Auf dem Hungerbien“) ein. Damals schenkte ich es meiner Mutter für den Landfrauenverein. Sie übergab es mit Stolz der damaligen Vorsitzenden meiner Cousine Anneliese Kissel.
Als Anhang sei noch an das im Wonnegau verbreitete Rezept mit „Gundemer Langen“ erinnert:
„Beereschnitze und Ausgescheppte mit Brotkrachelscher“
Zutaten für 4 Personen: ca. 1 kg Kartoffeln, etwas Mehl, Salz, Muskatnuss
Zubereitung
1. Kartoffeln schälen und als Salzkartoffeln kochen
2. Wenn die Kartoffeln weich sind, das Wasser abschütten, Kartoffeln gut ausdampfen lassen, dann stampfen und je nach Menge der Kartoffel 2 bis 3 El Mehl, etwas Salz, etwas Pfeffer und Muskatnuss untermengen.
3. Die Knepp abstechen / Mit 2 Suppenlöffeln, Klöße (Nocken) formen und in erst kochendem, dann siedendem Salzwasser ca. 20 Minuten ziehen lassen.
Während dessen Butter in einer Pfanne bräunen, Weckmehl / Brotstückchen darin leicht rösten, die Mischung über die gekochten Knepp geben. Dazu isst man eingemachte Birnenschnitze.
„Galgenberg“ und „Diebspfad“
Aus den vergangenen Briefen aus dem Museum entstand die Frage, was es mit den Gundheimer Flur-Namen: „Galgenberg“ und „Diebspfad“ auf sich hat.
Zunächst zum „Dipat“. Von meinem Vater (*1921) weiß ich (Peter Schreiber) aus Erzählungen, dass zum einen der Diebspfad eine beliebte Strecke für Diebe aus dem städtischen Milieu war, wenn sie also von Worms („Borbetomagus“) auf dem kürzesten Weg aufs Land zogen, um zu plündern oder kostbares „Hab und Gut“ zu stehlen. Hier war also besondere Vorsicht geboten! Mit den Abenheimern hatte das wohl weniger zu tun, obwohl die für uns auch von Osten kommen, uns jedoch nicht befeindet sind.
Im Jahr 1777 setzen die Gundheimer Herren von Greifenklau im Diebspfad einen großen Grenzstein, aus rotem Sandstein (Original: siehe Schloßgasse 50) gegenüber dem Besitz des Dom-Stiftes von Worms. Sie wollten klar ausdrücken, wo der Grenzverlauf der beiden Herrschaftshäuser liegt. Also nichts mit der Phantasie der Dom-Städter in Sachen: „Greif und Klau“ bei den Gundheimer „Greifenklauern“. Heute können wir davon ausgehen, dass auf dem „Diebspfad“ im Mittelalter die Diebe am Galgenberg verurteilt wurden, zur Abschreckung.
Zum „Galgenberg“ (Flur-Namen östlich des Sportplatzes, Richtung Abenheim) gibt es interessante Ausführungen:
Zunächst ist klar zu stellen, dass jedes germanische Dorf einen Platz in seiner Mitte hatte, um Straftäter zu verurteilen. Der Platz hieß: Der Pranger. Noch heute gibt es in unserer deutschen Sprache den Ausdruck: Jemand an den Pranger stellen! Dies war meist ein Platz an der Rathaus-Mauer oder in ihrer Nähe. Es gibt für diesen Platz allein in Rheinhessen viele abweichende Begriffe, je nach Dialekt und Bauweise. Am meisten bekannt ist wohl der Begriff: „Bolles“. Der „Bolles“ war meist mit einem kleinen Gefängnis verbunden, so einer Art von Ausnüchterungszelle. Auch da hatten die Bürger/innen das Recht zum Treten und Bespucken des Schuldigen. War nun die Schandtat etwas größer, dass bei den Beratungen der Stammesväter/Ratsherren/Ältestenrat auf dem „Thing“ (altgermanische Richtstätte) oder im Rathaus entschieden wurde den/die Schuldigen zum Tod durch den Strick zu verurteilen, so wurde der/die Verurteilte zum Galgenberg geführt und erhängt! Die Anhöhe des Galgens (oder Kreuzes) gibt es auch in anderen Kulturen, als ein Schandfleck, der zum Himmel hoch schreit! Hier wurden also etwa von den Ortsritter-Familien von Oberstein zu deren Herrschaftszeiten für Gesetzlose unbarmherzige Urteile vollstreckt. Gnadenlos wie im Mittelalter üblich….. (Der letzte Grabstein eines Obersteiner Ritterkindes befindet sich im Heimatmuseum).
„Das Degünther-Dreieck“
Ist für die heutigen Gundheimer der dreieckige Platz am Beginn der Wielandstraße (gegenüber dem ehemaligen Bahnwärter-Haus, heute Haus Butty). Das Dreieck ist reihum begrünt und hat Platz in der Mitte für einen ansehnlichen Eichbaum. Auch die Grabstelle für die jährlichen Rituale am Fest der Gundheimer Kerb (Ausgrabung und Beerdigung des Kerbeweines) befindet sich hier am sogenannten Degünther Dreieck. In früheren Jahren, zur Nazi-Zeit etwa, wurde dieser Platz als Pflanzgarten des Schulleiters Johannes Röschner genutzt. Die Kinder des Dorfes wurden von zuhause her angehalten beim vorüber gehen mit „Heil Hitler“ den „Gärtner“ Röschner zu grüßen. Ebenso dessen Nachbarn Bürgermeister Degünther in der Gartenstraße (heute Haus Oelgeschläger).
Nun hat der Vorstand des Gundheimer Heimatvereins (HVG) beraten und beschlossen diesen „Mini-Park“ attraktiver werden zu lassen, durch das Aufstellen eines Tisches mit zwei Ruhebänken. Dafür soll die grüne Hecke herunter geschnitten werden, so dass ein freies Blickfeld entsteht.Na wir sind gespant auf Ihre Meinung dazu ….!
Vom Schmiedehandwerk in Gundheim
Unbestritten ist beim Blick auf die Gundheimer Geschichte die Tatsache, dass in den frühen Jahren ein Schmied oder gar zwei dieses goldenen Handwerks tätig waren. Zu dieser frühen Zeit gab es nachweislich in Deutschland die Schmiedekultur der Waffenschmiede, der Hufschmiede und später auch der Wagenschmiede. Vom Schmiedehandwerk der Burgschmiede ca. 1150-1700 sind uns keine Namen bekannt aber die Familie der „Schreiber“ geht auf die Sippe der „Schmied-Schreiber“ aus dem benachbarten „Burgdorf“ Dalsheim zurück, was im Stammbaum und in den Erinnerungen meines Vaters Albert Schreiber (*30.09.1921, † Mai 1977) zum Ausdruck kommt.
Demnach gab es bei uns in Gundheim mehrere Schmiede-Familien, neben den Schmied-Schreibern, Heinrich Josef Schreiber (*29.03.1937, † 08.11.1956) Hauptstr. 13, der sich im Fahrzeugbau einen Namen gemacht hat, doch leider all zu früh durch einen tragischen Unfall beim Rübenfahren mit 19 Jahren verstarb.
Dann gab es noch den Schmied Christopher Höhn (*1904, † 1985) in der Gartenstraße, sowie den Schmied Simon Hemer, zuerst in der Nieder-Flörsheimer Straße, heute Autohaus Hemer, Am Graben, in der „MeisterFolge“ Hans Hemer (*27.09.1941, † 26.07.2020) und heute dem Geschäftsführer des Autohauses Stefan Hemer.
Eine geradezu grandiose Schmiedekarriere erleben wir in der Familie Meier. Der Kunstschmiedemeister Siegfried Meier (*08.10.1944, † 21.12.2012) begann mit der Ansiedlung seines Betriebes in der Roßgasse, erweiterte dann den Betrieb im Industriestandort „Am Graben“ und erreichte die Fortführung seines Industriebetriebes in der heutigen „Schneidtechnik Meier“ durch seinen Sohn Albert „Berti“ Meier, zu einem faszinierenden, nie da gewesenen Betrieb , auch auf europäischer Ebene!
Auch die Betriebsführung des Autohauses Hemer wurde bisher mehrfach honoriert mit Auszeichnungen des Handwerks und des VW Konzerns deutschlandweit. Das jüngste „Pferd im Stall“ der Gundheimer Schmiede Familien ist Hilmar Osadschy mit seinem Schlossereibetrieb in der Gartenstraße vis-à-vis des Salon Wilma Guckert-Stolz. Im Übrigen wurde dem Schmiedemeister Heinrich Schreiber (*23.08.1879, † 13.03.1946), meinem Opa, eine hohe Auszeichnung zu Teil. Im Heimatmuseum zeigen wir die Urkunde zum 1. Platz als „Bundessieger im Hufbeschlagen“ bei einem deutschlandweiten Wettbewerb in Berlin im Jahr 1932. Das Siegergespann stammte von W. Blüm aus Gundheim. Am Rande sei bemerkt, dass ich im Dienst bei meinen Pfarreibesuchen ab 1975 im Bistum Mainz in Rheinhessen des Öfteren von alteingesessenen Landwirten, im Zusammenhang mit meiner Herkunft aus Gundheim, von Gau-Bickelheim bis Saulheim von Erbes-Büdesheim bis Nierstein gefragt wurde ob ich mit dem Gundheimer Schmied Schreiber verwandt sei, was ich staunend mit „Ja“ beantworten konnte. Demzufolge wurde ich über die früheren Reisen quer durch Rheinhessen für Pferde-Hufbeschlag und Leiterwagen Räder Reparaturen sowie Pflug- und Ackergeräte Schärfen informiert und war natürlich auch ein bisschen stolz auf meine Gundheimer Handwerker Familie.
Übrigens, in die Reihenfolge von Gundheimer Schmieden passt sich seit einigen Jahren auch Johannes Zäuner ein; er hat Kunstschmied gelernt!
Ein jeder Mensch ist seines Glückes Schmied
Neues aus dem Heimatmuseum
von Peter Schreiber zum Lesen – nicht nur zur Corona-Krise
Kirmes – Kerb – Kerwe – Kirchweih „anno dubak“
Schauen wir auf die geschichtlichen Wurzeln des Kirchhügels, werden wir feststellen, dass der „Heilige Berg von Gundheim“ mitten im Dorf ein künstlich, wahrscheinlich sehr mühsam aufgeschütteter Hügel ist.
Wir wissen aber, dass die Volksstämme der Kelten, bei uns im Wonnegau die Vangionen oder Treverer (siehe HVG – Coronabrief Nr. 3) stets ihre heiligen Kultstätten mit einem Hügel in der Landschaft zu ihrem „Heiligtum“ erhöhten.
Den „Kult der Erhöhung“ kennen wir bereits sein Kain und Abel, den biblischen Söhnen von Adam und Eva. Wir lesen von ihnen, dass sie für Gott in der Höhe ein Opfer darbrachten. Es war damals ebenfalls ein Brandopfer, dessen Rauch nach oben zum Himmel hoch aufsteigen sollte.
Solche Rauch– und Schlachtopfer huldigen in Lob und Dank und Bitte dem „Allerhöchsten“, dem Gott des jeweiligen Volkes. Feuer, große Steine und hohe Bäume kennzeichnen den Platz für die Begegnung zwischen den Menschen und dem „Göttlichen“.
So dürfen wir uns dies auch in der Keltensiedlung Gundheim vorstellen. Jedoch fand hier auf dem „Kirchhügel“ nicht nur das heilige Opfermahl statt. Sicherlich gab es hier auch eine friedfertige Bestattungskultur, wie wir es von sogenannten „Hügelgräbern“ kennen. Auch Gemeinschaftsgräber, dem Rund der Sonne nachempfunden und Einzelgräber für Stammesfürsten und Könige fanden hier ihre „Ewige Ruhe“
So war dies im biblischen Zweistromland, dem „Garden Eden“ zwischen Euphrat und Tigris, dem „Paradies“ und so war dies im „Wonnegarten“ dem Paradiesgarten zwischen Seebach und Pfrimm im Rheinuferland des „Wonnegau“ für die ersten menschlichen Siedler und ihre Völkerstämme.
Aus diesem „Garten der Erinnerung“ schöpfen wir noch heute die Sehnsucht nach einem Fest der Begegnung, der Freude und des Dankes, wenn wir das „Kirchweihfest“ am vierten Sonntag im September feiern.
Ganz gleich ob im Jahre 500 vor Chr. als Kelten und später als Franken oder im Jahr 2020 als postmoderne christliche Gemeinde.
Wenn die Kerb ausfällt …
und wir einmal mehr erkennen, dass Alles im Fluss ist!
(NICHTS IST BESTÄNDIG FÜR IMMER! )
Auch das Kirchweihfest am 4. September Wochenende muss sich den Veränderungen stellen. Aber geht das denn: Kirchweih daheim? Kerb dehamm? Kirchweih ist für mich das alljährliche „Fest der Begegnung“, Jung und Alt. „Ein Fest der Generationen“, Junge freuen sich über die Überraschungen der Schausteller, ältere Gundheimer freuen sich alte Klassenkameraden und Gäste aus Nah und Fern zu treffen.
Kirchweih feiern wir mit all diesen Vorzeichen und lassen uns dabei meist stillschweigend von einem Gott einladen, der in unserer Mitte wohnt, dem Ursprung dieses Festes. Tag und Nacht, das ganze Jahr, durch die Anwesenheit eines „Gotteshauses“, unsere St. Laurentius Kirche und einer Vielzahl von Einladungen im Geist Gottes in bekannten Ritualen, Taufen, Eheschließungen, Beerdigungsfeiern und die regelmäßigen Gottesdienste bei denen Gott sagt: „Siehe ich bin da! (Js.52,6)
Wenn also in diesem Jahr die Kerb ausfällt, sind wir herzlich eingeladen nach alternativen Begegnungsarten zu suchen. Im „Miteinander auf kleiner Flamme“ können wir nahezu traumhaft schöne Stunden in kleinen Gruppen erleben, unsere Winzer stellen dazu sicher einen guten Wein auf den Tisch, vielleicht auch mit einer „Kerwe-Kerze“ oder einem kleinen Feuer…, warum nicht beim TSV Sportgelände. Anlass dazu gibt uns Jesus genug, wenn er sagt: „Wo Zwei oder Drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“. (VORSICHT beim „Corona – Brandschutz“ besser die Gundheimer Freiwillige Feuerwehr über den Wehrführer Werner Schröder informieren)
Also gehen wir einfach zum Ursprung dieses Festes zurück die Verherr-lichung des „Hauses Gottes unter den Menschen“. Es ist wie der Tempel: ein „Haus aus lebendigen Steinen“ (Offb.21). Die lebendigen Steine der das sind Wir, und Gott wohnt in unserer Mitte und weiht damit seine Kirche. Natürlich werden wir bei unseren Begegnungen im Haus, Hof und Garten die Hygiene – Vorschriften zu Corona beachten: (1,50 Abstand, Hände – Desinfektion, Mundschutz bei zu viel Enge in Gruppen).
Na schauen wir einmal, ob dieser „Kerwe – Ausfall – Impuls“ was bringt.
„Schreibereien“ des Gundheimer Heimatvereins
EINZIGARTIGES aus der Schreib – Werkstatt September 2020
E EI EIN EINZ EINZIG ... ART ... IG EINZIGARTIG
Nach der sehr positiven Resonanz unserer „Corona – Briefe“ ( Nr. 1 – 10 ) möchte der Heimatverein Gundheim ( HVG ) die Herausgabe eines „Dorfblättchens“ Nr.: 11 fortsetzten. Hierzu hat der Vorstand des HVG einen eindeutigen, einstimmigen Beschluss gefasst! Auch im Internet – Auftritt der Gemeinde (www.Gundheim.de/Geschichte) wird diese „Dorfzeitung“ in Zukunft zu lesen sein. Die Leitung dieses Projektes liegt in den Händen von Peter Schreiber. Er wird redaktionell unterstützt von Ute Gröger und Iris Peterek, und freut sich über weitere Interessenten, um die „Schreibereien“ noch vielfältiger werden zu lassen. In jedem Quartal eines Jahres soll das neue „Dorfblättchen“ entstehen und an die Bevölkerung mit dem Amtsblatt der Verbandsgemeinde verteilt werden.
Bleibt uns zu sagen: Viel Muse beim Lesen.
An unserem Wandertag 2020 gingen wir mit unserer Lehrerin Frau Finger von Westhofen nach Gundheim. Im Heimatmuseum begrüßte uns Herr Peter Schreiber. Das Museum war früher mal die Gundheimer Schule und wurde im Jahr 1741 von den Herren von Greiffenklau gebaut.
Im ersten Raum besuchten wir die „Gute Stube“ mit einer Holztruhe aus der „Franzosenzeit“ um 1792. Nebenan kamen wir ins Schlafzimmer mit einem ungewöhnlichen alten Bett und einigen „Kinderstuben“ aus vergangener Zeit. Dann besuchten wir die Küche. In der Ecke stand ein sehr alter Kühlschrank, der mit Stangeneis funktionierte. Ein alter Holzofen durfte hier auch nicht fehlen. Im Obergeschoß war der alte Schulraum. Vorne stand der große Lehrerpult und hinten die Klappbänke. Hier spielten wir Schule mit dem echten Rohrstock und Tafelkreide. Im 3. Raum des Museums waren alte Handwerksberufe ausgestellt. Gleich neben der Tür „der Pflasterer“, dann der Maurer und dann der Schmied mit Ambos und Feuer in der Ecke. Auf der anderen Seite sah man die Werkstadt eines Schreiners mit einer Fülle von Hobeln und Sägen. Jetzt folgte der Beruf des Fass–Küfers und einer Menge von Geräten für die Landwirtschaft und den Weinbau. In der rechten Ecke sahen wir die Schuhmacher Werkstatt und den Friseur, bevor am Ende des Raumes eine alte Bäckerei mit Backstube ausgestellt war. Im 4. Raum kamen wir sehr ins Staunen. Hier waren alte und neue Bibeln ausgestellt, Bibeln für Kinder und Bibeln in fast allen Sprachen der Welt. Allein das „Vaterunser“ Gebet kann man hier in über 50 Sprachen lesen. Dazu schmücken Heiligenfiguren und religiöse Bilder den sogenannten „Bibelraum“.
Nach dem Eintrag ins Gästebuch und einer Rast auf der Außentreppe traten wir den Heimweg an, nicht ohne einen „Halt“ auf dem schönen Spielplatz am „Alten Bahnhof“. Wir fanden alle: Das war ein schöner Tag!
Die Gundemer Burc
Aufgrund zahlreicher positiver Rückmeldungen, wage ich es, einer Vision von der damaligen Gundheimer Burganlage zu folgen. Damit kann jedoch keine Rekonstruktion erfolgen. Es ist vielmehr eine Betrachtung, die zeitgemäß, ca. 1150 n. Chr., auf die wichtigsten Teile der Burg achtet und diese in einen vermuteten ersten Gesamtplan einfügt. Als Hilfen für diese Burgansichten dienten mir eine Vielzahl von Informationen aus ganz unterschiedlichen Quellen.
Zunächst möchte ich festhalten, dass wir die Burg und das Dorf Gundheim nebeneinander betrachten. Wohlwissend, dass dies in fließenden Übergängen eine Einheit in zwei Teilen war, besonders wegen der Sicherheit im Hinblick auf die Befestigung. Betrachten wir zunächst den Burggraben und den Dorfgraben. Diese waren zum größten Teil mit Wasser befüllt und sorgten so für den Schutz der Dorfbewohner und der Burganlage.
„Am Graben“ in der Obergasse entlang führte der Dorfgraben, unter der Hautstraße am ehemaligen Milchhäuschen vorbei in den Flutgraben in Richtung Sportplatz nach Abenheim. Beim Wohnhaus Maria und Ludwig Leidemer kreuzte dieser untere Graben (bei der sogenannten „Froschaue“) in den oberen Graben, der als Burggraben beim Anwesen Katrin und Christian Maier unter dem Haus von Volkmar und Mechthild Schrank gleichzeitig einen Abwasserkanal bildete. Von diesem Kanal profitierten die Winzer Herding, Michel, u.s.w. beim Ablassen der Hefe aus den Weinfässern, was mir heute noch in der Nase liegt.
Dieser obere Graben, der vom ehemaligen Werkstattbereich vom Autohaus Hemer vermutlich entlang der Gartenreihe hinter der Sonnenbergstraße reichte, führte wohl südlich entlang des heutigen Burghügels bis zum Abfluss im Garten Christian und Katrin Maier in der Dalbergstraße. (Am „Reilchen“). Noch heute sehe ich mich mit dem leider bereits verstorbenen „Burgherrn“ Karl Heinz Schreiber an der Biegung des Wassergrabens stehen. An der Grenze zum Anwesen Gerald Schreiber sowie Stefan und Catharina Marhöfer. Wir deuteten den natürlichen Bewuchs von Wasserpflanzen (z.B. Schilf) an dieser Grenze des Burghügels auf ihre lange Geschichte hin, mit dem Wassergraben der Burg und des Dorfes.
Hinter dem Wassergraben erhob sich eine äußere Ringmauer, die eine beträchtliche Höhe aufwies und als Brüstungsmauer mit Zinnen gekrönt war. Dahinter befand sich der teilweise überdachte Wehrgang wie wir dies noch gut erhalten im Nachbarort Dalsheim finden können. Solche Wehrmauern waren in der Regel zwischen 1 und 5m breit. Der mit Wasser gefüllte Graben wurde an den beiden Toren (Obergasse / bei Waltraut Osadchy) und am Westhofener Tor (beim Weingut Kissel) besonders stark bewacht und meist mit einer Zugbrücke gesichert. Hier befand sich die schwächste Stelle im ganzen Mauerring!
Im Innern der Burganlage stand ein sogenannter Bergfried, als stärkster Bau und höchster Turm. Er diente unter anderem als Warte (Luginsland) für die Burg- und Dorfbewohner. Von hier oben aus wurde jede Annährung von Freund und Feind gemeldet und bei Gefahrenmeldung flüchteten die Bewohner von Burg und Dorf in die untersten Keller – Geschosse und Gänge zum Schutz vor den Angreifern. Auch das Burgverlies befand sich im Keller des Bergfriedes. Hier wurden Gefangene und Sträflinge ohne jegliche Lichtöffnung bis zum Ende der Strafe festgesetzt.
Im Hauptwohnhaus (dem Palas) befanden sich Wohn- und Schlafräume der Burgherrschaft. Diese wechselten nach historischen Aufzeichnungen der Gundheimer Burg sehr häufig. (s. Corona Brief Nr. 1, Die Gundemer burc). Jede Burg hatte auch eine Kapelle, die wohl in Gundheim recht klein ausfiel, aufgrund der Nähe zur Dorfkirche „St. Laurentius“. Dennoch wurde mit Hilfe des bischöflichen Archivs und Taufregisters eine „Taufe in der Schloßkapelle“ zu Gundheim registriert. Dies wurde durch den „Mönch“, den Geistlichen oder den Priester in der jeweiligen Burg (Schloß) vollzogen: So war es möglich, nach langer Ahnenforschung, dass die Familie von „Täufling Johannes Falkenstein“ am 30.12.1685 bei einem Familientreffen im Gundheimer Museum und im Burgkeller von Maria Schreiber 2016 mit Stolz an diese außerordentliche Taufe in der Schloßkapelle erinnern konnte.
Auch wenn die Schloßherren zu Gundheim nur eine kleine Altarnische besaßen, so konnten dort dennoch heilige Handlungen vollzogen werden. Ansprechpartner dafür war der sogenannte „Burgpfarrer“.
Was weiterhin nicht von der Burg wegzudenken war, das waren die Nebengebäude entlang der Außenmauern. Hier befanden sich die kärglichen Wohnungen von Knechten und Mägden. Hier waren auch die Stallungen untergebracht, weiterhin die Küche, die Bäckerei, die Schmiede und die Vorratskammern für Nahrungsmittel und Waffen. Geheizt wurde mit offenen Kaminen. Die Wasserversorgung erfolgte durch tiefe Brunnenschächte. Bekannt sind in Deutschland Brunnen zwischen 110m und 187m (!) Tiefe. (Ich denke ganz so tief mussten die Gundheimer nicht graben.) Zur Beleuchtung dienten Kienspänne und Fackeln (s. Heimatmuseum) und als Aborte wurden kleine Vorbauten an den Außenmauern verwendet.
Ja so dürfen wir uns die Gundheimer Burg vorstellen mit dem Burghügel und den Kellern und dem Vorhof mit Brunnen etc.
In den Wirren der Geschichte ist dort zum Teil „Unsagbares“ passiert. Dennoch schauen wir dankbar zurück, mit einem vertrauten Herzschlag, voller Erinnerungen. Mit Hochachtung über das Vergangene und mit Zuversicht über das was wir und unsere Nachfahren noch erleben werden. Behüt‘ uns Gott.
„MINNE – GESANG“ von Peter Schreiber
Wie eine Burg möchte ich sein, auf Steinen, nicht auf Sand gebaut. Mit Rittern zu Fuß und auch auf Pferden, zum Schutz, dass niemand uns beraubt. Wie eine Burg möchte ich sein, mit Türmen und Zinnen um weit, weit ins Land zu sehen. Stets gut bewacht vor allerlei Feinden im Frieden lebt es sich so wunderschön. Ein Tag in der Burg macht Mühe und Arbeit im Feld, im Keller und im Garten. Beim Fest in der Burg fließt Bier und auch Wein bei Musik, Spiel und Tanz ist niemand allein Beim Kampf um die Burg da lodert das Feuer und nur noch Asche bleibt zurück! Wie eine Burg möchte ich sein und aus der Asche auferstehn, um Neues Leben zu sehn !!
26. Mai 2020
Gundheimer Gasthäuser
Gasthäuser / Wirtschaften / Gaststuben – im Lauf der Jahre
- Gasthaus „Zum Sonnenberg“
Hauptstr. 24 (Peter Bach) / Gründungsversammlung: TSV 1862 Gundheim - Gasthaus „Zur Germania“ mit Saal
Hauptstr. 27 (Michael Schreiber III.) „Eckschreiber“ (Peter Blum / Beate und Wilfried Maier) 160 Jahre im Familienbesitz, Vereinslokal des TSV Gundheim, sowie des Landfrauenvereins und des Heimatvereins Gundheim. - Gasthaus „Zum Greiffenklauer Hof“ mit Saal
Hauptstr. 25 (Johann „Jean“ Kühling / mit Kegelbahn / Franz Eberle) Vereinslokal des MGV „Frohsinn“ Gundheim - Gasthaus „Zur Krone“ mit Saal
Hauptstr. 11 (Johann Blüm V / Anton Blüm / Alois Haßlinger) - Gaststube in der Roßgasse 3
(Peter Haas) - Gaststube in der Westhofener Straße 6
(Georg Schreiber) - Gastwirtschaft im Bungalow (Anton Vetter)
Westhofener Str. 25 - Eisenbahner–Wirtschaft (Johann Blüm VI.)
heute: Hans Martin Bahnhofstr. 6 - Bahnhofswirtschaft (Kasper Kühling) mit Kegelbahn
heute: Hartmut Michel, Bahnhofstr. 17 - Gaststube bei „Tante Lisbeth“ (Elisabeth Leidemer),
Bahnhofstraße - Gaststätte „Höhn“ (Paula und Wilfried Höhn),
Gartenstr. 10
„Zuhause“ – Damals und Heute
Unsere Vorfahren im frühen Mittelalter fühlten sich als fränkische Sippe in ihrer Welt „rund um die Burg“ zuhause! Heimaltlich mit den Wormsern (Civitas Vangionum), den Alzeyern (Altiaium), den Nachbarn aus „Seeheim“ (Westhofen) und den „Owerumern“ verbunden. Die „Alten“ wussten nicht, wann sie geboren sind und wie alt sie waren! Sie wussten aber, wenn frühmorgens der Hahn krähte, dass der Tag angebrochen war. Ebenso entschied am Abend der Sonnenuntergang, dass der Zeitpunkt für die Nachtruhe gekommen war. Aussaat und Ernte, Sommer und Winter bestimmten damals den Zyklus des Jahres und das Leben der Menschen. Sie bauten ihre Hütten aus Holz und Stroh und gingen in kleinen Gruppen auf die Jagd.
Aus den Frankengräbern der Merowingerzeit konnten wir in den „Gundheimer Reihengräbern“ Tierknochen und Fleisch – Beigaben entdecken, die als Nahrungsmittel für das „Jenseits“ dienten. Hauptnahrungsmittel war das Getreide, um Brei und Brot herzustellen. Dazu gehörten Kräuter als Gewürze aus dem Burgeigenen Garten. Als Süßstoff wurde Honig in der Küche und beim Bierbrauer verwandt. Das Trinken war übrigens ein soziales Ereignis. Ein Anlass zum Feiern fand sich immer. Dabei flossen reichlich Wein und Bier! Natürlich waren die Mahlzeiten kärglich und weit entfernt von den „paradiesischen Buffets“ heutiger Festtage. Wenn einmal wieder die Ernte sehr dürftig ausfiel, kam es zwangsläufig zu einer Hungersnot. Vor allem bei Naturkatastrophen wie Frost, Überschwemmung und Dürreperioden mussten Mensch und Vieh jämmerlich leiden. Dies betraf besonders die Armen, die Kinder und die kranken Mitglieder der Sippe.
Mönche und Priester zogen mit Heiligen–Reliquien und geweihten Kreuzen, sowie mit Weihwasser und Segens-Ritualen gegen die Hungersnöte und Seuchen ins Feld, in die Stallungen und Burganlagen. Dennoch beklagte man zahlreiche Todesopfer. In den Städten entwickelten sich erste Spitäler, aber auch im Umland, wie bei uns im „Wonnegau“ (wie z.B.in Heßloch) wurden solche Krankenhäuser eigerichtet. Gegen viele Krankheiten halfen die Gabe von Heilkräutern, Hygienemaßnahmen und die Hoffnung auf ein Wunder. Dies wurde durch „Mirakelgeschichten“ und „Mythenerzählungen“, gepaart mit dem neuen christlichen Glauben und seinen Sakramenten, als Hilfe in der Not eingesetzt. In dieser frühmittelalterlichen Zeit war der Glaube verbreitet, dass die Krankheit eine „Strafe Gottes“ sei, der dementsprechend dann auch für die Gesundung des Menschen sorgte! Schon damals war ein fester Glaube vorhanden, mit dem es gelingen wird, jede Art von „Berge“ zu versetzen. Half der neue christliche Glaube und dass Beten zu Gott einmal nicht, so hatte man immer noch ein Säckchen mit Wunderkräutern zur Hand. Ansonsten erinnerte man sich an überlieferte „Sterbe–Rituale“, um doch noch wenigsten friedlich aus dem Leben zu scheiden („Zaubersprüche“ waren seit der Kindheit bekannt). Das Durschnittalter im 14. Jahrhundert betrug 35 Jahre. Ab 12 Jahren durften die Mädchen, die Jungs ab 14 Jahren heiraten (Kinderehen!).
Die Angst vor Ansteckung bei Seuchen und Krankheiten waren in Stadt und Land allgegenwärtig! Zu viele fremde Viren, unbekannte Keime und Bakterien waren unterwegs. Am meisten gefürchtet war die Pest. Aber auch Typhus, Lepra, Pocken, Cholera, Malaria, Tuberkulose, Diphterie mussten in den Burg- und mehr noch in den städtischen Gesellschaften durchlitten werden. Besonders heimtückisch waren die sogenannten „Besessenheiten“, bei denen die mittelalterlichen Menschen eine „Böse Macht“ am Werk glaubten. Die Sippschaften der Burgbewohner und Städte schützte sich in der Regel durch Absonderung der Kranken Personen, um sich selbst zu schützen und nicht angesteckt zu werden. So blieb die Burganlage ein sauberer und sicherer Ort für das „Zuhause“. Die allzu dicht besiedelte Burg gehörte eindeutig zu den Ursachen für die Verbreitung von Seuchen. Auch „psychosomatische Hygiene“, also Gesundheit für Leib und Seele wurde als krankmachende Ursache in Betracht gezogen, ebenso wie eine falsche, giftige Ernährung.
„Rüsterbeem“
Nun zeigt sie sich, die Rüsterkrone In einem zarten, hellen Grün, ums Dorf herum in dem ich wohne, will dieser Baum für uns erblühn. Es ist die Ulme, die wir kennen, sie wuchs hier im Rheinhessenland und wurde stets von unsren „Alten“ ganz einfach „Rüsterbeem“ genannt. Sie gab uns Sichtschutz, festigte Wälle, ihr Standort gab „dorfum“ nen Kranz, durch Ulmengräben, „Effenringe“ erhielt so manches Dorf den Glanz. Verblasst ist nun seit vielen Jahren, der Bäume grün, der Ulmenkranz, die dicken Bäume sind gestorben, der Mensch umbaut sein Dorf heut ganz. Und sollt viel Staub die Luft enthalten Und fehlt ein „Filter“ ganz und gar, dann denken wir, so wie die „Alten“, wie toll die „Rüsterbeem“ einst warn. PS: In Rheinhessen wurde die Ulme im Volksmund auch „Rüster“ oder „Effe“ genannt.
„Radabwender“ – Steine
oder – Die verborgenen Schätze einer „Gundemer Gass!“
Wie oft habe ich auf ihnen gesessen und als kleiner Bub aus der Schloßgasse auf irgendwen oder irgendetwas gewartet. Manchmal saß ich da auch nur so, als wären sie eine Art von „Königsstuhl“ also mein „Thron“: die beiden „Radabwendersteine“ zur Kirchgasse hinein.
Es sind zwei seltene Exemplare! Oft schon mit Farbe zugekleistert und dennoch unverwechselbare Steine. Für mich verkörperten sie mein Zuhause in dieser Welt. In meinen Träumen entstammten sie als Fundamentsteine dem „Gundheimer Schloß“, der ehemaligen Wasserburg in der oberen Schloßgasse. Vielleicht waren diese „gewaltigen“ Steine aber auch Besucher aus dem All, die in der Vorzeit unserer Erdgeschichte als kleine Monolithen, den Weg ins heutige Gundheim, meine Heimat im Wonnegau, gefunden haben…..!
Wie viele Fuhrwerke sind hier vorbeigezogen. Damals noch mit einem P.S. vorne der Ackergaul (mit dem Erntewagen) später dann der „Bulldog“, heute das Auto mit dem Altbürgermeister Markus Osadchy. In den früheren Jahren waren es die vom Schmied beschlagenen Wagenräder (Foto im Heimatmuseum), die die Pferde an den Mauerpfosten vorbei zogen, heute hilft uns ein Warnsignal im Auto, unser Gefährt gut und sicher mit genügend Abstand um die Ecke zu lenken.
Wie dem auch sei: Die „Radabwender Steine“ sind für mich in diesen Tagen, ein in Stein gehauenes Symbol für das „ABSTAND HALTEN“, während der Corona – Krise!
P.S. Manchmal empfinde ich die beiden Kalksteinblöcke auch wie kleine „Hinkelsteine“ die als Wahrzeichen für die ehemaligen Begräbnissteine in der altheidnischen Zeit der Kelten, mit ihren Hügelgrabstätten dienten. Es war ein Geheimnis um diese Steine, denn immer, wenn ich als kleines Kind mein Ohr an diese Steine legte, hörte ich ein Klingen und Singen, als würde mir aus der „Tiefe der Zeiten“ ein Lied zugeflüstert.
Gundheimer Ehrenbürger
Georg Hipleh
Geb. 23.03.1857 in Gundheim/ Schloßgasse 40 (heute Haus von Karl-Werner Leidemer), getauft in der „St. Laurentiuskirche“ in Gundheim. Vom Elternhaus, das inzwischen abgerissen wurde und einer Autogarage Platz machen musste, sind noch „Original Lehm- und Lettensteine“ im Handwerksraum vom Heimatmuseum aufbewahrt.
1902 ist Georg Hipleh ausgewandert nach Biel in der Schweiz. Dort heiratet er Marie Rosalie Walt. Er verdiente gutes Geld mit dem Betrieb einer „Reit-Schule“ (Karussell) und Kinos in Lausanne, Zürich, Bern und Biel, sowie eines „Theater Cinemas“ in Genf. Von Beruf war er ein Wanderschausteller, der bei einer einzigen Filmvorführung 2500 (!) Menschen gleichzeitig in einem luxuriösen Kinozelt unterhalten konnte. Das einmalige Projekt hieß damals: „Biographsuisse“. Die Einnahmen aus diesen Kino–Projekten erlaubten ihm, sich sehr großzügig für seine Heimatgemeinde Gundheim einzusetzen! Unter anderem stiftete er mehrere Glocken, das letzte Mal 1928 eine „g-Glocke“ zu seinem 70. Geburtstag. Eine Großtat war sein Kauf von Gärten zur Eröffnung der Schloßgasse als Verbindung zur unteren „Hintergasse“ und dem „Entenpfuhl“. Die neue Schloßgasse wurde 1924 mit einem Festakt vor dem Anwesen Karl Leidemer und dem Geburtshaus des Spenders eröffnet. (Bild im Museum)
Des Weiteren kaufte Georg Hipleh für die katholische Pfarrgemeinde das Anwesen „Kirchgasse 2“, zwecks Verwendung als Schwesternhaus und Kindergarten in der ehemaligen Scheune des Bauernhofes, dem Pfarrheim „St. Laurentius“, das heute wiederum als Kindergarten genutzt wird. Für diese außergewöhnlichen Zuwendungen überreichte ihm Altbürgermeister Karl Michel (+1935) die Ehrenbürger–Würde.
Als kleinen „Nachlass“ zeigen wir gestiftete Landschaftsbilder des Hobbymalers in unserem Heimatmuseum. Erinnern werden sich einige Gundheimer auch an sein großes Steindenkmal aus grauem Granit, dass bis 2003 an der Stelle stand, wo heute, mitten auf dem Friedhof, Siegfried Meier seine letzte Ruhestätte fand. Georg Hipleh verstarb am 24.01.1940 in Bern. Er ging als der erste große Filmverleiher in die Schweizer Geschichte ein.
P.S. Seine Gundheimer Eltern Johann Georg Hipleh und Katharina Hipleh geb. Kühling haben die Schweiz übrigens niemals von innen gesehen. Dafür aber seine beiden Nichten Katharina Fink (geb. Michel) und Else Schreiber (geb. Michel).
Karl–Heinz Renz, Dominikanerpater Emmanuel Renz OP
Geb. 31.01.1928 in Worms, getauft in der St. Laurentiuskirche Gundheim. Kindheit und Jugend verbrachte er in Gundheim, Greiffenklauer Straße.
1944 Luftwaffenhelfer als Oberschüler (!) Juni 1948 Abitur in Worms.
Am 05.09.1948 Einkleidung im Noviziat in Warburg/Westfalen
1949 – 1954 Studium der Philosophie und der Theologie in Walberberg.
Am 01.08.1954 Primiz in Gundheim nach der Priesterweihe.
Ab 1956 Kaplan in Berlin, St. Paulus mit Lehrtätigkeit an mehreren Gymnasien, gleichzeitig Pfadfinder – Kurat.
1963 nach dem Mauerbau in Berlin, Tätigkeit als Volksmissionar im Dominikaner – Koster in Düsseldorf.
1965 Wahl zum Prior im Wormser Kloster „St. Paulus“
1974 Wechsel ins Kloster nach Bremen.
1975 Wahl zum Prior in Düsseldorf und Ernennung zum Pfarrer in „St. Andreas“ bis zum 31.01.2003
Am 8. Juli 1979 Silbernes Priesterjubiläum in Gundheim
Am 22. August 2004 Goldenes Priesterjubiläum mit Verleihung der Ehrenbürgerwürde durch Bürgermeister Gerhard Blüm in Gundheim
Am 8. März 2006 verstarb Pater Emanuel Renz in Düsseldorf. Letzte Ruhestätte auf dem Düsseldorfer Südfriedhof.
Die Gundheimer Schulen
Aus dem alten Schulzimmer im Museum
„Mein schönster Traum“ (ein Kinderaufsatz)
Adam hatte ganz tief und fest geschlafen. Plötzlich stand seine Frau Eva vor ihm. Sie fragte ihn: „Adam wo sind wir“? Er reckte und streckte sich, um genauer zu sehn, wo sie waren. „Wir sind in Seeheim gestrandet“ sagte er (dem heutigen Westhofen). „Wir haben eine noch nie da gewesene Hochzeit gefeiert! Wir haben die Verbindung unserer Stämme und Sippen gefeiert. Erst im benachbarten Owerum (heute Abenheim) und dann in Merstat (heute Mörstadt)!“ – „Warum das denn?“ fragt Eva.
„Na das ist nach unserer alten Sitte geschehen“ sagte Adam. „Wer seine Nachbarn liebt und sogar heiratet, der schützt sich selbst vor den Angriffen und Überfällen durch die scharf geschliffenen Streitäxte der Nachbarn, wie wir es aus der Steinzeit noch kennen!“ So hatten die Gundemer durch eine geschickte Eheschließung mit den „Seeheimern“ ihr „Fell“ gerettet. Jetzt fehlte nur noch ein „Stammhalter“, um das Glück für die Sippe überlebensgroß werden zu lassen.
Gundheims Glocken läuten wieder
Ein Auszug aus dem Pressespiegel der „Allgemeinen Zeitung“ 1950
……. Zur Begrüßung trugen die Geschwister Hiltrud und Else Renz ein Sinngedicht vor. Auf dem Kirchplatz hielten Pfarrer Leinberger und Beigeordneter Michel eine Ansprache zu Ehren der beiden neuen Glocken. Die „g-Glocke“ wurde „Marienglocke“ getauft. Die „f-Glocke“ wurde dem Kirchenpatron „Sankt Laurentius“ geweiht. Beide Glocken weisen überdies die Anzeichen auf: „Eigentum der Katholischen Kirchengemeinde Gundheim“ und „Andreas Hamm, Sohn Frankenthals, goss mich im „Heiligen Jahr 1950“.
Einst besaß die Gundheimer Kirche drei Glocken, die alle einem Kirchenbrand im Jahre 1896 zum Opfer fielen. Nach dem Wiederaufbau stiftete Johann Georg Schreiber am 23. März 1902, drei neue Glocken. (706, 509, 363 kg) Sie wurden von Pfarrer Wieland eingeweiht. Ein anderer Sohn Gundheims, Georg Arneth, stiftete am 22.11.1914 eine vierteFriedensglocke hinzu, die das beachtliche Gewicht von 25 Zentnern besaß. (Stiftungsurkunde mit Bild sind im Heimatmuseum ausgestellt).
Die beiden mittleren Glocken mussten im ersten Weltkrieg abgeliefert werden. Bereits im Jahre 1924 wurde eine dritte neue „f-Glocke“ geweiht, während 1928 der Ehrenbürger von Gundheim Georg Hipleh (aus Biel in der Schweiz, geb. 26.3.1857 in der Schloßgasse 40), zu seinem 70. Geburtstag eine „g-Glocke“ stiftete. (Es war jetzt wieder die vierte Glocke!) Auch das Opfer des zweiten Weltkrieges, das der Gemeinde wiederum die drei größten Glocken kostete, ist nunmehr nahezu überwunden.
Die Gemeinde hofft, dass nun auch die größte Glocke in nicht allzu langer Zeit, ihren drei „Schwestern“ folgen wird. (Soweit der Zeitungsartikel von vor 70 Jahren)
In unserer Pfarrchronik ist zu lesen:
1902: Nachdem der in allen Kreisen geachteten Glockenstifter Johann Georg Schreiber verstorben war, versahen seine drei Großnichten: Barbara, Bertha und Margaretha Schreiber, Töchter des hiesigen Bürgers Ignaz Schreiber, die Rolle der Glocken – Patinnen.
Vom 6. – 11. August 1902 wurde die Turmuhr durch die Firma Schneider aus Schonach im Schwarzwald eingebaut. Im Jahr 1903 wurde eine neue Orgel angeschafft.
Im Jahr 1950 wurden wieder zwei neue Glocken angeschafft! (siehe Presse-Artikel aus der AZ). Nach 43 Jahren wurde am 24. September 1993 durch die Anschaffung einer vierten Glocke, der Glockenstuhl im Turm wieder gefüllt!
Gundheims Einwohnerzahl gemäß Volkszählungen:
1815 440 Einwohner 1834 542 Einwohner 1875 572 Einwohner 1900 611 Einwohner 1905 669 Einwohner 1933 829 Einwohner 1939 737 Einwohner 1950 897 Einwohner 1960 825 Einwohner 1986 796 Einwohner
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1987 787 Einwohner 1988 803 Einwohner 1989 827 Einwohner 1997 903 Einwohner 1999 924 Einwohner 2000 958 Einwohner 2001 974 Einwohner 2003 987 Einwohner 2018 906 Einwohner 2023 975 Einwohner Gundheim im Januar 2024 |
Heimat
Wie sag ich`s meinen Enkeln,
was Heimat für mich ist?
Es ist ein Fleckchen Erde,
das in der Ferne ich vermiss.
Sind`s auch die gleichen Sterne,
der gleiche Sonnenschein,
schau ich doch allzu gerne
zum Himmel hoch daheim.
Und ist`s der gleiche Wein,
und auch dasselbe Brot
so schmeckt`s daheim am Besten
zu Haus beim Abendbrot.
Was ist hier so gemütlich,
was tut mir denn so gut?
Es sind vertraute Stimmen
die man da hören tut.
Es sind vertraute Wege
und Menschen, die bekannt,
es sind auch die Gesichter,
die man erkennt im Land
Dies alles nenn‘ ich Heimat
und hier bin ich zuhaus,
hier geh ich meine Wege
und hier kenn ich mich aus!
Bisher erschienen sind:
1. Die Gundemer Burg
2. Ringsherum der „Wonnegau“
3. die Gundheimer Kirchen
4. Chronik des Heimatvereins
5. die Gundheimer Schulen
Die Gundheimer Schulen
Ab Mitte des 16. Jahrhunderts gehörte unsere Gundheimer Schule der Reformierten Kirchengemeinde.
Nach dem Jahr 1699 wurde sie zur „Katholischen Bekenntnisschule“ umgewandelt, da der Freiherr von Greiffenklau Burg und Dorf vom Kurfürsten Johann Wilhelm als Lehen erhalten hatte.
Bis zur Eingliederung in die Verbandsgemeinde – Schule in Westhofen – erhielt unsere zweigliedrige Dorfschule den Namen „Volksschule“. Aus dieser Volksschule wurden am 30.11.1966 die letzten Schüler entlassen.
Ab dem 11.07.1967 (Kurzschuljahr) wurde der Schuljahrgang ab 1952 zunächst noch in Flörsheim-Dalsheim entlassen, bis schließlich alle Gundheimer Grund- und Hauptschüler gemeinsam nach Westhofen in die Otto – Hahn – Schule gingen.
Die dortigen Rektoren waren:
1971 – 1973 Stroh, Konrektoren: Jakobi und Wolle
1973 – 1977 Jakobi, Konrektoren: Wolle und Sürder
1978 Dähn
1979 Frädert (Konrektor Jung)
1981 Bauer
1991 Leineweber (Konrektorin Staff)
Die Gundheimer Lehrer/innen waren:
1601 – 1606 Christoph Engelhard
1604 – 1607 Engelbert Fabricius
1607 – 1611 Wendelin Bürr
1611 – 1614 Johannes Moegenius
1614 – 1621 Valentin Vogel
1621 – Georg Adam Moegenius
1653 – 1655 Sebastian Friedrich
1655 – 1660 Johann Daniel Geiersperg
1660 – Johann Jakob Zollinger
1674 – 1689 Peter Honig
1817 – Jakob Vage
1865 – Wilhelm Diehl
1881 – 1889 Konrad Holzenthal
1888 – 1906 Philipp Weber (Organist)
1888 – 1910 Lehrer Spang
1890 – 1900 Lehrer Malsy (Dirigent Kirchenchor)
1905 – 1910 Lehrer Natale
1910 – 1918 Lehrer Spreng (Kriegsopfer)
1912 – 1914 Georg Garst (Kriegsopfer)
1912 – 1918 Nikolaus Schieb
1924 – 1958 Johannes Röschner (Rektor)
1927 – 1930 Lehrer Ohlemüller
1929 – 1932 Lehrerin Frl. Hock
1934 – 1937 Lehrer Cornelius
1936 – 1940 Lehrer Kissel
1936 – 1938 Lehrerin Frl. Liesel Knapp
1943 – Johann Neiß ( wegen Krieg in Bermersheim)
1948 – 1964 Maria Engeldrum (Handarbeit)
1949 – 1958 Hildegard Stromowski
1951 – 1956 Else Probst
1952 -1956 Willi Kuchen
1953 -1955 Margot Kolb
1957 – 1963 Eva – Maria Würth
1958 – 1963 Toni Janson
1958 Frl. Fritz
1960 – 1974 Wilhelm Kraft (Rektor)
1960 Fräulein Kaufmann
1960 – 1970 Maria Eschborn
1962 – 1972 Hans Klein (Schriftführer: HVG)
1968 – 1974 Otto Penkhues
1968 – 1974 Fräulein Huhn
1969 – 1974 Fräulein Schrecker
Klassenbilder mit Lehrer/innen sind teilweise im Heimatmuseum einzusehen.
1974 Schließung der Gundheimer Volksschule
Besondere Vorkommnisse (unvollständig)
1890: Wegen einer „Grippe – Epidemie“ muss die Schule für längere Zeit geschlossen werden.
1895: wegen einer „Diphtherie – Epidemie“ und schlimmen Kindersterbens wurde die Schule dreimal über mehrere Wochen geschlossen
2020: im März und April wurden wegen einer „Corona-Virus-Pandemie“ die Schulen (weltweit!) geschlossen.
Einsichten – Aussichten nicht nur zur „Corona – Zeit“
„Ich will was sehen von der Welt“ – sagte er zu ihr
„und schlug das bunte Reiseprospekt auf“
„Na ich doch auch“ – erwiderte Sie und schloss die Augen!
So gingen Beide auf die Reise: Er nach Außen, sie nach Innen!
Doch als sie an ihrem Ziel angekommen waren, vermochten Beide es nicht, dem Anderen eine Ansichtskarte zu schicken …..
Zu unterschiedlich waren Ihre Reisewege!
Die Bürgermeister von Gundheim
von 1799 bis heute
2019 – Michael Leidemer
2014 – 2019 Dieter Gutzler
2011 – 2014 Markus Osadchy
2009 – 2011 Hubert Mehrwald
1984 – 2009 Gerhard Blüm
1974 – 1984 Reinhold Schreiber
1970 – 1974 Philipp Blüm
1960 – 1970 Josef Töngi
1956 – 1960 Heinrich Michel
1952 – 1956 Alois Michel
1948 – 1952 Thomas Michel
1940 – 1948 Fritz Gutzler
1930 – 1940 Herr Degünther
1912 – 1930 Karl Michel
1892 – 1912 Johannes Renz
1874 – 1892 Paul Adam Wagner
1866 – 1874 Philipp Schreiber III.
1865 – 1866 Johannes Herding III.
1853 – 1865 Johann Adam Schmitt
1803 – 1853 „Maire“ Christian Herding (französisch)
1799 – 1803 „Maire“ Anton Wagner (französisch)
Chronik Gundheimer Heimatmuseum 1984 – 2020
1983 Rundbrief zur Aktivierung des Dorfes
1984 Eröffnung des Heimatmuseums ( 1. Raum ) im Rahmen des 1. „Schloßbuckelfestes“
1985 1. Sonderausstellung: „ Antike Puppen“
1986 „ Natur Pur“ 2. Sonderausstellung mit Tierpräparaten von Gundheimer Jägern
1987 1. Fragebogen für Schulkinder
1992 Einweihung des Handwerkmuseums ( 2. Raum )
1999 Einweihung der „Alten Schule“ (3. Raum)
2000 3. Sonderausstellung: seit 1975 „ 25 Jahre KLJB – Sternsinger“ in Gundheim
2001 Erkundungsbogen für Kinder und Jugendliche
2003 Sonderausstelllung im Internationalen „Jahr der Bibel“
2005 4. Sonderausstellung: „Engel, Heilige, Päpste und Pilger“
2012 5. Jubiläums – Ausstellung: 150 Jahre TSV Gundheim ( 1862 – 2012 )
2014 Einweihung des „Bibelraumes“ im Obergeschoß (4. Raum)
2019 6. Sonderausstellung: „Wortmalereien“
2020 Beginn der Aufräumungsarbeiten im 5. Raum, im Obergeschoß, zur Erweiterung unserer Ausstellungsfläche (Helfer/innen gesucht) während der Corona Krise
Vater unser – uff Gundemer Platt
Von Diakon i.R. Peter Schreiber (Mt.6-9-13)
Unser aller Baba im Himmel
Doin Nome is heilisch
Doi Reich soll kumme, un was
Du willscht soll aach geschehe:
In Doim Himmel, un aach
bei uns uff de Erd.
Bitte, geb uns jeden Daach was zu esse,
un wann mer emol Schuld uff
uns gelade ham,
dann losses wider gut soi,
So wie mir es aach bei de Annere
gut soi losse!
Un bass uff, dass mer net
falsche Gödder nochlaafen,
un nemm endlich des ganze böse
Zeisch vunn uns,
un erlös uns vun de „Corona-Vire“ – Amen!
Text zur Sternsinger–Aktion der KLJB am 06.01.1975
von Peter Schreiber (am 19.04.2020) wegen der „Corona-Krise“ leicht verändert
(Auszug zur 25. Jubiläums – Ausstellung 2000 im Gundheimer Heimatmuseum)
„Erstens kommt es anders ….“
Da waren sie also angekommen, die Drei, mit ihrem ganzen Tross von Kamelen und Reitern. Sie hatten Geschenke dabei, um den Neuen König zu beschenken.
Sein Stern, den sie aufgehen sahen, hatte ihnen den Weg gezeigt aus ihrem Königreich:
König Melchior aus Nubien und Arabien, dem Grenzland zum Roten Meer, mit dem Berg Sinai. Er beschenkte das neugeborene Königskind mit Gold! (Jes. 60.6)
Der zweite König hieß Balthasar und stammt aus dem Königreich von Saba und Seba, wo sehr kostbare Gewürze und Weihrauch geerntet werden. Damit wollte er dem Neuen König beim Besuch in Bethlehem beschenken.
In dem dritten „Indischen Reich“ von damals lag das Gebiet von Tharsis (Tarschisch Ps. 72.10). Dort herrschte der König Caspar, der dem Neuen König die Myrrhe schenkte. Heute liegt in diesem Land der Heilige Apostel Thomas, „Der Zwilling“, begraben. Er ruht genauer gesagt an einem Ort namens: „Egrisoulla“.
Für den „Weltenbummler“ Marco Polo (1298 n. Chr.) waren die Gaben der „Drei Könige“ voller Symbolkraft, denn würde Jesus nach dem Gold greifen, so wäre er ein weltlicher König, greift er aber nach dem Weihrauch, ist es ein göttlicher Prophet, und greift er nach der Myrrhe, ist dies ein Beweis, dass der Neugeborene König ein Heiliger (Oder Heiland) ist!
Als die drei nun zu dem Kind in der Krippe kamen, da glaubte jeder im Anblick des göttlichen Kindes ein „Spiegel – Bild“ der eigenen Person zu sehen.
Ein natürliches Abbild als „Kind“, als „Junger Mann“ oder als „Alter König“!
In der abendlichen Runde am Lagerfeuer berieten sie, was da geschehen sei und was das zu bedeuten hat.
Sie beschlossen an nächsten Tag gemeinsam vor das neue Königskind zu treten.
Sie gingen also zusammen zum Kind und jeder von ihnen erschien am heutigen Tag in seinem wahren Alter!
Das neue Königskind, das übrigens von seinen Eltern den Namen Jesus erhalten hatte, überreicht den „Drei Königen“ zum Abschied aus Bethlehem ein verschlossenes Kästchen.
Dann zogen „die Drei“ auf einem anderen Weg in ihr Heimatland zurück, denn so hatte es der Geist Gottes in einem Traum empfohlen: Jeder auf einem Neuen Weg.
Genug Abstand zueinander halten und die vertraute „Normalität des Alten Weges“ weit entfernt lassen …… und so gingen sie schweren Herzens los auf ihren Heimweg, vorbei am Königreich des Herodes in Jerusalem! Ohne Bedrängnis und ohne Angst. Sie erkannten unterwegs zahlreiche positive „Signale“ und entgingen so einer Katastrophe, (die sie ein paar Jahrhunderte später „Corona“ nannten.) Sie zogen also auf einem Anderen Weg zurück, so wie es ihnen durch einen Engel Gottes im Traum geboten wurde. (Matth. 2,12)
Es war der „Steinige Weg“ durch das felsige Bergland.
Nach einigen Tagesritten öffneten sie das Kästchen, das Jesus ihnen zum Abschied geschenkt hatte. Und siehe da: in dem Kästchen lag ein Stein. Jetzt erkannten Sie, dass der neue König sowohl ein Erdenkönig, als auch ein Heiler und auch ein Gott ist.
Sie sahen im Stein ein Symbol für ihren Glauben und ihre Sehnsucht. Der Stein verkörpert zeichenhaft: „Festigkeit“, „Standhaftigkeit“ und „Schutz“ vor wilden Tieren in den „Wüsten ihres Lebens“!
So wurde der Stein von Jesus für die „Drei Könige“ wie ein kleiner Anstoß, („Skrupel“) ein Impuls für ein geglücktes Leben …… und wem sie den Stein zeigten, sah darin ein Kristall, ein Juwel oder einen Diamanten. Da freuten sich Caspar, Melchior und Balthasar sehr, so dass Sie trotz der großen Entfernung, die sie voneinander trennte, doch wie aus einem Munde ein „Neues Lied“ sangen!
Und das geht so:
„Ins Waser fällt ein Stein, ganz heimlich still und leise, und ist er noch so klein, er zieht doch weite Kreise. Wo Gottes große Liebe in einen Menschen fällt, da wird die Welt vom Licht erhellt, da bleibt nichts was uns trennt.“
Und während Sie die bekannten Strophen sangen, dachten sie an das „Königskind“ von Bethlehem und hörten wie der kleine Jesus ganz leise in ihr Ohr eine neue Strophe flüsterte:
„So sei auch Du ein Stein, der sich verschenkt und Kreise zieht Du bist ja nicht allein weil Gott sich längst schon mit Dir müht. So bringst Du Neues Leben, bist Quelle und schenkst Glück. Die Liebe, die Du heut verteilst die gibt Dir Gott zurück!!
Da freuten sich die „Drei Könige“ so sehr, dass sie ihre wertvollen Steine in den nächsten Brunnen warfen, damit sie ihnen Glück und Segen bringen! ( P.S.)
….. und wenn sie nicht gestorben sind, dann singen sie heute noch …….
Die Gundheimer Kirchen
Neues aus dem Heimatmuseum, zum Lesen in der Corona-Krisenzeit und auch später noch.
Von Peter Schreiber
Am 12. April 791 wird in einer Schenkungsurkunde der Gundheimer Eheleute Erhulf und Walburga betreffend Äcker, Wiesen und Weinberge an das Kloster Lorsch eine erste Kirche auf Gundheimer Boden erwähnt. Sie wurde dem „Heiligen Martin von Tours“ als Patron zugeschrieben. Zu dieser Zeit siedelten in unserer Heimat laut einer Urkunde seit 774 bereits die Franken, genauer gesagt das Volk der Merowinger. Dies beweisen die fränkischen Reihengräber, die im Jahre 1896 am Fuße des „Sonnenberges“ in der Verlängerung der Steinstraße ausgegraben wurden. Mitarbeiter des Wormser Altertumsvereins hatten die Existenz von fränkischen Familien-Gräbern in Gundheim vermutet – und sie hatten Recht. Diese waren es dann auch, die auf dem Kirchhügel (neben dem Burghügel mit einem „steinernen hus“) ihr Heiligtum für Opfer- und Dankgaben errichteten. Ein kleines Gotteshaus für etwa 100 Gläubige.
In den germanischen Vorzeiten, noch vor den Römern, wurde an dieser erhabenen Stelle zwischen Himmel und Erde ein heiliger Baum gepflanzt und als Versammlungsort für religiöse Zwecke genutzt. So kennen wir das aus dem Geschichtsunterricht über die Kelten und ihre „Donar-Eiche“. Mit „Wotan und Odin“ erinnern sie an die Naturgottheiten der alten Germanen.
Nun also eine christliche Kirche, die in den Urkunden auch „capella“ genannt wird. Der Frankenkönig Clodwig hatte sich im Jahr 496 n.Chr. taufen lassen. Damit übertrug er die christliche Religion auf sein Volk, die Untertanen, was dann auch in Gundheim zum Bau des Martinskirchleins führte. Um das Jahr 1150 wurde nach dem Anwachsen der Bevölkerung eine größere Kirche notwendig. So bauten die Gläubigen eine Kirche im romanischen Stil. Sie weihten sie auf den „Heiligen Diakon Laurentius“, der als Märtyrer in Rom im Jahr 258 n.Chr. mit Papst Sixtus II. hingerichtet wurde. Im Jahr 1496 wird der Ausbau der zweiten Laurentius Kirche unter der Obhut vom Wormser Bischof Johann von Dalberg (1482-1503) zu einer gotischen Kirche betrieben.
Infolge der Unruhen und der kriegerischen Zustände während der Bauernkriege 1524/1525 wurde diese Kirche stark ramponiert. Im Krieg ist den Menschen nichts heilig! In dieser Zeit wurde auf dem Parallel-Hügel auch die Gundheimer Burg belagert und mit der Kirche zerstört. Dieses gotische Gotteshaus hinterließ für die kommenden Generationen das gotischen Sandstein-Eingangsportal in der Schloßgasse, das wie üblich, das Tor zum heiligen Bereich mit Kirche und Kirchhof kennzeichnete. In der Kirche von 1496 befand sich auf der rechten Seite der Seitenaltar des heiligen Nikolaus von Myra aus Kleinasien, dem Freund der Kinder, dessen Ehrentag wir am 6. Dezember feiern. Ihm zur Seite stand die heilige Katharina von Alexandrien (mit dem Rad). Den linken Seitenaltar schmückte Maria, die Gottesmutter und in der Sakristei stand ein weiterer Altar, der Maria Magdalena geweiht war, die Frau, die dem Auferstandenen als Erste begegnen durfte.
Im Jahr 1544 als die Ritter von Oberstein die Herrschaft von Burg und Dorf besaßen, wurde zu dem bestehenden Turm die 3. Laurentius Kirche erbaut. Die Ziffern des Baujahres 1544 sind noch heute im Turm gut sichtbar eingeritzt. In den Jahren bis 1683, in dem die Ritterfamilie ausstarb, wurden mehrere Grabdenkmäler der Adelsfamilie auf dem Kirchhof hinterlassen. Inzwischen sind fast alle verschwunden, bis auf die Reste der Grabplatte eines 10jährigen Kindes der Obersteiner; zu sehen an der Scheunenwand der Familie Wissgot hinter dem Chorraum des Altares im Osten des alten Gundheimer Begräbnisplatzes. Ein weiterer Kindergrabstein ist im Flur des Heimatmuseums zu betrachten, der geschützt vor Verwitterung noch gut zu erkennen ist. Ein kulturhistorisch sehr seltenes Grabmonument ist die Doppelgrabplatte aus dem Jahr 1556 an der Westseite des Turms. Siegfried von Oberstein und seine Frau Margarete geb. Wilchin aus Alzey, sie starb 1563, wurden hier bestattet. Im Heimatmuseum kann dieses einmalige Grabdenkmal als Foto noch heute bestaunt werden.
In den anschließenden Jahrzehnten folgten die Glaubenskriege der Reformation und ihre ungeahnten machtpolitischen Auswirkungen. Innerhalb von 3 Jahren wechselten die Gundheimer Christen viermal die Konfession und mit jedem Bekenntnis den Kurfürsten und die Pfarrstellen-Besetzung. Oftmals ging es bei dem Wechsel weniger um religiöse Fragen als vielmehr um die politische Machtfrage der Kirchenfürsten, um Geld und Besitz. Unser verstorbener Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann deutete diese Zeit einmal mit den Worten: „Wir waren eine sündige Kirche!“.
In diesen turbulenten Jahren wurde das Gottvertrauen der Gläubigen ernsthaft auf die Probe gestellt. Unter dem Motto: „Wes Brot ich eß‘ – des Lied ich sing‘“ wurde der Wechsel der jeweiligen Gesangbücher zum Tagesthema, so etwa wie heute, wenn sich die Menschen über das Corona-Virus auf der Straße unterhalten. Dazu kam in den Jahren 1618-1648 der Dreißigjährige Krieg mit seinen zahlreichen Verwüstungen, sowie die französischen Raubkriege, deren verbrecherisches Wüten bis in unsere Breiten überschwappte, so dass unsere 3. Laurentiuskirche einer baufälligen Ruine gleich kam, so wie der Chronist Pfarrer Wieland es beschreibt. 1705 in der Pfälzischen Kirchenteilung wird die Gundheimer Kirche den Katholiken zugeschrieben.
In den Blütejahren unseres Dorfes und unter dem Regiment des Freiherrn von Greiffenklau aus dem Schloß Vollraths im Rheingau, wurde zwischen 1731 und 1734 ein in mehrfacher Weise wunderbarer Neubau der 4. Laurentius-Kirche errichtet. Ein Renaissancebau von außen und eine prächtige Barock-Innenansicht. Fotos, Bildbeschreibungen und der Plan des Grundrisses sind auf Unterlagen einer Chronik von Pfarrer Josef Wieland erhalten geblieben. Alles weitere fiel am 22. August im Jahr 1896 einem vernichtenden Brand zum Opfer, der ein stattliches, prunkvolles Barock-Gotteshaus in eine jämmerliche Ruine verwandelte. Die Trauer der Gundheimer bleibt auch heute noch in tiefer Erinnerung, aufgrund der Erzählungen der „Alten“ Oma und Opa-Generation. Nach vier Jahren der Gundheimer Niedergeschlagenheit wurde in den Jahren zwischen 1900 und 1902 in der Amtszeit von Pfarrer Josef Wieland der Wiederaufbau in die Wege geleitet. Die Wielandstraße erinnert noch heute an diesen weltgewandten, engagierten Ortspfarrer.
Die Mauern sind aus hellem Kalksandstein aus Flonheim und Gundersheim. Diese neue 5. Laurentiuskirche im neugotischen Stil, ist für alle Gläubigen und auch alle kulturhistorisch interessierten Menschen ein erhabener Ort, wo Gott unter den Menschen wohnt. Sie ist der geistliche Mittelpunkt für unsere knapp 1000 Seelengemeinde und steht im ökumenischen Geist der Einheit allen Konfessionen offen. Sie lädt ebenso Kindergartenkinder wie die treuen Beter des Rosenkranzes zu sich ein und freut sich über Jung und Alt, die ihr Leben Gott anvertrauen. Insbesondere im Rahmen von Hochzeiten und Taufen sowie bei Festen wie Kirchweih und St. Laurentius am 11. August.
Peter Schreiber
Gundheim im April 2020
Ringsherum der „WONNEGAU“
und Gundheim mittendrinne
Ein kleiner Gruß aus dem Heimatmuseum für eine Musestunde in der „Coronazeit“
Betrachtungen von Peter Schreiber
Es ist manchmal gar nicht so einfach, einem Anderen zu sagen, dass man ihn lieb hat. Gerne helfen dabei Lieder oder Gedichte. Noch schwieriger ist dies nun in meinem Fall, da ich meiner Heimatgemeinde ein solches Lob, einen liebevollen Zuspruch schenken will. Ich versuche es dennoch mit dem Betrachten und Aufschreiben seiner Geschichte!
Es war einmal – „anno dubak“:
Gundheim im Wonnegau
Als nach der letzten Eiszeit im Pleistozän die ersten Menschen, unsere Vorfahren, vor etwa 45.000 Jahren durch das Land streiften, war ihr Alltag vom Jagen und Sammeln bestimmt. Es waren Nomaden, „Herumtreiber“, ohne festen Wohnsitz. Sie hausten in Höhlen und Laubhütten. Sie fertigten Werkzeuge und Waffen aus Holz und Stein, so wie die Steinaxt, bei Grabungen in Westhofen gefunden, dem früheren „Seeheim“. Die ersten Menschen schützten sich mit Fellkleidung vor Eis und Schnee, Regen und Sturm. Einfache Tongefäße dienten als Geschirr bei den Feuerstellen. Dieser „Homo Sapiens“ lernte es, Tiere zu zähmen, die ihm als Haustiere Nahrung schenkten. Bei Blitz und Donner, Überschwemmungen und Krankheiten wie Schüttelfieber und Tollwut beteten sie ihre Naturgottheiten an und baten um Hilfe und Erbarmen. Ihre Götter wohnten auf Bergen und Hügeln, in Bäumen und Quellen und in der Sonne. Die Erde war für sie eine Scheibe und es gab zahllose Mythen in Bezug auf das „Dunkel der Unterwelt“ und das Licht der Sonne. Auch bei uns in Gundheim war dies so. Durch das ausgeprägte „Hügelpaar“ von Kirchhügel und Schloßbuckel ein heiliger Ort und Wohnort.
Als unsere menschlichen Vorfahren siedelten, suchten sie fruchtbare Plätze für den Ackerbau. Wasserläufe und Quellen waren beliebt, damit die Früchte der Erde zur Ernährung dienen konnten. Sie suchten vorzugsweise Hügellandschaften, um von den Bergen mögliche Feinde frühzeitig erkennen und abwehren zu können oder die Flucht zu ergreifen. Natürlich bot sich da unsere rheinhessische Hügellandschaft als sehr günstig an, unser „Wonne-Gau“ im südlichen Rheinhessen.
Wir machen einen Sprung in der Geschichte und befinden uns jetzt in der sogenannten „Bronzezeit“ zwischen 15.000 und 1.000 v.Chr. Sprach man damals von einem Landstrich, sagte man „Gau“ dazu und ergänzte ihn mit weiteren Attributen, z.B. Rheingau, Weingau, Allgau oder auch Wonnegau bei uns. Die Wonne oder „wunne“ beschrieb mit einem Wort ein ganzes Lebensgefühl, wie etwa Freude, Lust oder auch Fruchtbarkeit, so wie im „Wonne-Monat“ Mai. All das, was wir beim jährlichen Stabausfest mit den Kindergartenkindern feiern. Ein altehrwürdiger Frühlingsbrauch in unserem Wonnegau. Wo die Stabaus-Brezel mit ihren beiden Ringen den Sommer und Winterkreis im Jahresablauf symbolisiert. Die Germanen kannten nur diese beiden Jahreszeiten: Sommer und Winter. „Stabaus-Prolog“ und „Stabaus-Lied“ liegen im Heimatmuseum zum Einblick bereit.
Nach der Bronzezeit folgte ab 800 v.Chr. die sogenannte Eisenzeit und damit auch die Besiedlung durch die germanischen Volksstämme der Kelten. Worms nannten sie in ihrer Keltensprache „Borbetomagus“ das heißt: „Siedlung oder Feld am Fluß“. Das Gebiet linksrheinisch des großen Flusses war der Gau der Vangionen, der „Vangionen-Gau“, der bis in unsere Tage als „Wonnegau“ abgeleitet wurde. Die Kelten kamen aus verschiedenen Gegenden in Europa und siedelten links und rechts des Rheins. Die fünf uns bekanntesten Stämme sind die Aresacen, die Treverer, die Leuker, die Mediomatriker und die Vangionen. Die größte Keltensiedlung, ihre Stadt am Wasser „Borbetomagus“, war Überschwemmungsgebiet durch die Mündungen von Pfrimm und Seebach. Auch die Römer (ab 58 v.Chr. bis 409 n.Chr.) wählten Worms als Garnisonsstadt, die mit dem römischen Namen „Civitas Vangionum“ bezeichnet wurde, daraus entwickelte sich später das lateinische „Wormatia“, im 17. Jahrhundert „Wormbs“ und das uns bekannte Worms. Das Hinterland, im Süden Rheinhessens, wozu auch wir Gundheimer gehören, wurde sprachlich als „Vangionen-Gau“ oder „Wormsgau“ zum heutigen „Wonnegau“ erklärt, was sich sprachlich und kulturell nun sowohl von der fruchtbaren „Wonne-Landschaft“ als auch regional als Wormser Gau betrachten lässt.
Als der römische Grenzwall, der Limes, dem Ansturm der Germanen im Jahre 409 n.Chr. nicht mehr standhalten konnte, wurde unsere Region von den Alemannen, den Burgundern und den Franken besiedelt. In dieser Zeit wurde das bekannte Heldenepos bei den Burgundern geschrieben: Das Niebelungen Lied. Um das Jahr 415 entstand es und wurde erst um 1.200 n.Chr. zusammengetragen. Viel leichter hat es da doch wohl das sogenannte „Gundheimer Lied“, das bei verschiedenen Anlässen gesungen wird, besonders bei den Gundheimer Senioren. In der Vergangenheit auch bei Festen der Gundheimer Landfrauen. Ich möchte es im Folgenden als kleine kulturelle Beigabe anfügen:
Das Gundheimer Lied:
- Kennst du das Dörfchen bei Worms am Rhein
bescheiden und ländlich, dort bin ich daheim,
umrahmt von Bergen mit Weinbau;
ja, das ist Gundheim in dem Wonnegau. - Dort ist der Himmel mal blau, mal grau;
so ist das Wetter hier im Wonnegau.
Am Tag herrscht das Leben und still ist die Nacht,
hier lacht noch jeder, wenn’s ihm Freude macht. - Hier wächst eine Birne über Grenzen bekannt,
die „Gundemer Lange“ geht von Hand zu Hand;
sie schmeckt sehr köstlich, ist saftig und mild;
ja, Bäume und Obst gehören zum Gundheimer Bild. - Vor uralten Zeiten waren Menschen schon schlau,
so auch die Ritter namens Greifenklau;
sie kamen nach Gundheim, als noch kein Pulver schoss
und bauten friedlich hier ihr Wasserschloss. - Hier spricht man anders als dort in der Stadt,
du hörst es deutlich, es Gundemer Platt.
Do frocht disch oonie: „was moonschten du?“
die babbelt Platt, drum hör ihr richtig zu.
Melodie: Kufsteinlied Text: Peter Schreiber
Von den germanischen Völkern, die nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches im 5. Jahrhundert in einer Art „Völkerwanderung“ nach neuen Siedlungsgebieten Ausschau hielten, blieben bei uns im Wonnegau vor allem die Franken zurück. Sie schufen in der Neubesiedlung der rheinhessischen Dörfer die Grundlagen der Dörfer und Städte aus ehemaligen Gehöften bis in die heutige Zeit. Sichere Hinweise auf jedes Gehöft und jede Siedlung geben die sogenannten „Reihengräberfelder“, wie 1894 in Gundheim entdeckt, mit reichen Beigaben für die Toten. Schmuck, Waffen, Ton- und Glasgefäße sowie Speisen wurden beigesetzt (Liste der Beigaben im Gundheimer Heimatmuseum). Die Dörfer wurden mit Wasserläufen, den Vorläufern der späteren Wasserburgen und Wallanlagen geschützt. Einzelne Gehöfte waren mit Palisaden und Zäunen umgeben. Wehrkirchen schützten vielerorts die Burgen und die mittelalterlichen Dörfer. In jener Zeit um 500 n.Chr. bekamen unsere Dörfer oftmals ihre Ortsnamen. In Gundheim soll eine schwere Schlacht zwischen den alemannischen Siedlern und den Angreifern einer Zehntschaft der Franken zu dem Namen Guntheim geführt haben. Im Althochdeutschen bedeutet „Gunt“ den Kampf, so dass Guntheim für „umkämpfte Siedlung“ stand. Die Endsilbe „heim“ war typisch für die Frankenzeit.
Ein bekanntes Gedicht dieser Zeit lautet:
„Ben zi Bena, Bluat zi Bluata, Lit zi gelitten, so zi gelimenta sin“
Schwer nachzuvollziehen, diese Lyrik unserer frühen Vorfahren. Hier ein Versuch:
„Bein zu Bein, Blut zu Blut, Bruch zu Gebrochenem, damit sie zusammen wachsen können“.
Doch nun zurück in den „Wonne-Gau“, dem Umland unserer Heimat im Kreis Alzey-Worms. Dem „Wormser Land“ links des Rheins mit der Kernlandschaft in der Verbandsgemeinde Wonnegau.
Hier im Süden von Rheinhessen sind wir zuhause:
„Deham is deham“, aller dann, bleibt deham in der Corona Zeit!
Gundheim zu Ostern 2020
Peter Schreiber
Danke für’s Tippen: Ute Gröger
Die „Gundemer Burc“
Zur Vorgeschichte
Unser Dorf ist urkundlich fast 1250 Jahre alt. Es wurde 774 n.Chr. erstmals im Lorscher Codex erwähnt. Doch spätestens seit den Ausgrabungen im Jahr 1894 einer ganzen Reihe von Grabfunden aus der Merowinger-Kultur ( ab 482 n. Chr. ), während der Jahre von Kaiser Karl dem Großen ( 768 – 814 ), wissen wir definitiv, dass unsere Vorgeschichte lange vor der Eintragung im Kloster Lorsch anzusiedeln ist. Diese „Frankengräber“ der Merowinger – Kultur wurden in der Gemarkung „Am Bermersheimer Hohl“, (Großlage am Berg) durch den Wormser Altertumsverein entdeckt, in der Verlängerung der heutigen Steinstraße nahe bei der Halle Kissel. Vermutlich siedelten schon lang vorher, um das Jahr 500 vor Christi, germanische Stämme der Kelten in unserem fruchtbaren, wasserdurchfluteten und quellenreichen „Wonnegau“. Es waren die Stämme der „Treverer“, die Grabungsfunde in unserer Heimat hinterließen, so wie sie im Gundheimer Heimatmuseum zu sehen sind. Etwa um 50 Jahre n. Chr. wurden in Abenheim Funde einer römischen Siedlung nachgewiesen. Vielleicht waren die römischen Legionäre auch bei uns im 3 km nahen Gundheim unterwegs – wer weiß? Römische Grabfunde, so wie um 482 von den Gundheimer Franken, gibt es bisher bei uns nicht.
Zur Burggeschichte
Heute wollen wir unser Augenmerk auf die „Gundemer burc“ richten. Sie wurde um das Jahr 1150 wiederholt als Reichslehen beschrieben. Die „Familie von Gundheim“ mit Sitz in der „Reichsburg“ nennt 1173 erstmals einen „Kuno von Gundem“ und dessen nahen Verwandten „Degenhard“ sowie seinen Bruder „Arnold“ als Verwalter der Reichs-Ministerialien. Sie waren die ersten namentlich bekannten „riddere von Guntheim“, die aus dem ursprünglich „steinernen hus“ der germanischen und fränkischen Siedler die „burc zu Guntheim“ erbauten, die südwestlich vom Kirchhügel stand.
Guntheim zählte damals bereits ca. 200 Bürgerinnen und Bürger. Etwa die Hälfte davon passte in das am 12. April 791 geweihte Martinskirchlein hinein, einer Kirche in Kapellenform. Zwischen den Jahren 1246 – 1260 sind die „Herren von Gundheim“ als Gefolgsleute der „Herren von Bolanden–Hohenfels“ in kriegerischen Auseinandersetzungen mit der „Bürgerschaft von Worms“ unterwegs. Neben „Kuno“ werden auch „Simon“ und „Hugo“ (Hucde von Guntheim) als Gundheimer Ritter erwähnt. Ihre „Wasserburg“ wird im Südwestbereich des alten Ortskerns nahe der Kirche und dem alten Kirchhof auf einem Hügel, dem sogenannten „Schloßbuckel“ beschrieben und 1276 im Schwabsburger Vertrag an Philipp I. von Hohenfels vermacht. Als Besitz werden Burg, Dorf, die Leute, das Vieh und die Gemarkung beurkundet. Ab 1285 erwirbt das Wormser Domkapitel (weltliche Kirchenfürsten) die Wasserburg mit den „Rittern von Guntheim“, deren Rittergeschlecht um „Johannes von Guntheim“ bis in das 15. Jahrhundert in den Urkunden erscheint. Zwischenzeitlich verdrängen die Grafen von Leiningen die Hohenfelser von 1296 – 14. Juni 1307. Im Jahr 1307 wird ein Vergleich belegt, bei dem die Leiniger ihre Rechte an der Burg an Friedrich von Meckenheim veräußern. Dieser schließt 1311 einen Burgfriedensvertrag mit Heinrich von Dahn und den Kämmerern von Worms. Durch sie wurden 1353 bauliche Erweiterungen auf dem Burggelände vorgenommen.
Ab 1412 wuchs der Einfluss des Pfalzgrafen Ludwig III. und des Erzbistums Mainz (Erzbischof Johann). 1417 belehnte König Sigismund den Siegfried von Oberstein mit Burg und Vorburg zu Gundheim. 1429 wird im Saalbuch des Alzeyer Schlosses festgehalten, dass „Schloss Gundheim“ alleine den Pfalzgrafen gehört. Mit König Friedrich III. wird beschlossen, dass „Burg Gundheim“ ab 1442 den Obersteinern überlassen wird. 1430 eroberten Soldaten der Stadt Worms, „Wormser Leut“ die „Gundemer burc“, was zu einer Schadensersatz-Forderung durch Pfalzgraf Ludwig führte.
Um 1450 – 1500 wütete die Pest in ganz Europa, der 50% der Bürger zum Opfer fielen. Während der Bauernkriege um das Jahr 1525 wurden Burg und Dorf von aufständigen Bauern besetzt. Dieser „Bauernhaufen“ konnte jedoch nach einigen Jahren vertrieben werden. 1547 wurde die Burg durch Kämpfe zwischen Kurmainz und Kurpfalz schwer beschädigt. Endgültig zerstört wurde sie dann in den Kriegen des 17. Jahrhunderts, vor dem Westfälischen Frieden (1648). Im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) werden aus den Jahren 1629 und 1631 zwei Kinder aus der Ritterfamilie der Obersteiner auf dem Gundheimer Kirchhof beigesetzt. Ein Original Grabstein wurde im Heimatmuseum zwecks Ausstellung gerettet. Die Chronik von Pfarrer Josef Wieland* hat diese Daten festgehalten. Mit Hilfe der „Edlen von Flörsheim“ die inzwischen Miteigentümer waren, wurde die „Gundemer Burc“ seit 1465 immer wieder neu aufgebaut, da sich in unserem Nachbardorf die nötigen Steinbrüche, ähnlich wie auch in Gundersheim, dafür befanden.
*Pfarrer Josef Wieland war von 1899 – 1907 Pfarrer in der katholischen Laurentiusgemeine von Gundheim.
Im Jahre 1667 belehnte Kaiser Leopold die drei Familien „von Frankenstein“, „von Dornheim“ sowie die Adelsfamilie „von Greiffenklau“ als neue Erben der Burg. Wenige Jahre später kaufte Johann Erwin von Greiffenklau die gesamte Burg. Die Urkunde dazu, vom 03.12.1699, mit Originalunterschriften vom Pfalzgraf Kurfürst Johann Wilhelm und Kaiser Leopold I. ist im Heimatmuseum ausgestellt. So lagen die Geschicke von Burg, Dorf, Vogtei, Gemarkung, Vieh und Kirche ganz in den Händen der Adelsfamilie aus dem Rheingau. Der Besitz von Schloss und Dorf endete für die Greiffenklauer mit der Besetzung unserer Dörfer durch die Macht von Frankreich. Die Franzosen gliederten unsere Heimat von 1797 – 1814 in das Departement Donnersberg und den Canton Pfeddersheim. In den verschiedenen Kriegen des 17. und 18. Jahrhundert wurden die meisten Adelssitze links des Rheines zerstört. So auch die sogenannte „Wasserburg“ bzw. das Schloss zu Gundheim.
Baubeschreibung der Burg
Das Aussehen der ersten Burganlage (um 1150) ist uns nicht bekannt. Änderungen der mittelalterlichen Baugestalt sind nach den Kriegen in den Jahren 1430 und 1547 (Niederbrennung durch Truppen der Stadt Worms) als „Wiederaufbau“ urkundlich belegt. Nach Urkunden aus den Jahren 1353, 1359 und 1361 erkennen wir, dass bei der Burganlage im Zentrum ein „Bergfried“ stand, der offensichtlich frei im Hofe platziert war. Weiterhin wird von einer Zinnen bewehrten Mauer berichtet, so wie von einem überbauten Torhaus. Aus der handgeschriebenen Ortschronik von Pfarrer Wieland aus dem 19. Jahrhundert geht hervor, dass diese überbaute und überdachte Toreinfahrt zur Gundheimer Burg auf dem Schloßbuckel, links und rechts auf den beiden starken Pfeilern, zwei bunte Sandstein–Wappen zeigte. Links das Wappen der Herren von Oberstein (Löwe mit Krone) und rechts das Wappen der Raubritter von Sickingen (fünf goldene Bollen auf blauem Grund).
Außerdem gab es im Burggelände einige Wohngebäude für die Ritterfamilien und deren Vasallen (Bedienstete der Ritterschaft). Weiterhin gab es einen neuwertigen, umlaufenden Graben der Burganlage, der direkt mit dem „Dorfgraben“ als Wasserhindernis verbunden war. 1401 wird zudem von einer Vorburg berichtet, die eingemauert bis zur Dorfstraße reichte. Das fast quadratische Burgareal war mit der Südwestecke des Dorfes identisch und diente zusätzlich als Schutz und Befestigung des Dorfes durch die Existenz eines Burgwalles, der mit großen Bäumen (Ulmen/Rüstern) bepflanzt war. Der ehemalige tiefe Dorfgraben schützte die Anlage an seiner Nord- und Ostseite. Die beiden Tore hinter dem Graben des Dorfes (Ober-Tor und Westhofener-Tor) sowie der Burggraben hinter dem Schloßbuckel sind als Wasserhindernisse auch heute noch nachzuempfinden (siehe auch Dorfplan von 1902 im Heimatmuseum). In der Schloßgasse 54, bei Familie Maria Schreiber, hat sich ein Keller mit Tonnengewölbe als Rest eines Burghauses erhalten, oder ist es der Keller des Burgfrieds – Turmes? 17 Stufen führen in die Unterwelt der historischen Burg hinab. Ein Mauerstück über dem Graben möglicherweise der Rest eines verbauten Tores weist zwei viereckige Scharten auf. Es sind keine Schießscharten, sondern Fenster und eventuell Lüftungs-Öffnungen für eine Belagerung – Ernstfall.
Schlussworte
Abschließend können wir die schicksalshafte Verbindung der beiden Gundheimer Hügel (Kirchhügel und Schloßbuckel) im Hinblick auf ihre wechselhafte Geschichte nur bestaunen und bewundern, was unsere Vorfahren auf den Weg gebracht haben. Im Vertrauen auf die Hilfe Gottes haben sie teils sehr, sehr schwere Zeiten mit unterschiedlichen Herrschaften, mit Pest und anderen Epidemien, mit kriegerischen Kämpfen und auch in Friedenszeiten zu einem kulturellen Erbe für uns heute werden lassen.
In diesem Sinne lebe unsere Dorfgemeinschaft „3 mal Hoch“! So, komme auch in Zukunft Gottes Segen über uns und unsere Kinder, Enkel, Urenkel und all unsere Nachkommen.
Ein kleiner Gruß aus dem Heimatmuseum zum Lesen
Nicht nur während der Corona-Krise
in der Schloßgasse, von Peter Schreiber
Gundheim, Ostern 2020
Danke für’s Tippen an Ute Gröger
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Unser Gundheim
was bisher beschrieben war:
Mitten im Wonnegau liegt, umsäumt von Weingärten, Obstfeldern und fruchtbarstem Ackerland, die Ortsgemeinde Gundheim. Seit der Verwaltungsreform in Rheinland-Pfalz im Jahre 1972 ist sie eine von zehn Ortsgemeinden der Verbandsgemeinde Westhofen im Landkreis Alzey-Worms.
Die Römer waren es, die den Weinbau in unser Gebiet brachten. Die erste urkundliche Erwähnung fand unser Dorf im Jahre 774 unter dem Namen „Guntheim“ in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Lorsch. Nach dieser Urkunde schenkte eine Frau für ihr Seelenheil dem Reichskloster Lorsch „drei Joch Ackerland in der Guntheimer marca“. Diesem Beispiel folgten weitere Bewohner. Somit besaß das Kloster im Laufe der Zeit ansehnliche Ländereien und Gebäude.
Im Jahr 1215 wird erstmals ein „Johannes von Guntheim“ erwähnt. Bis ins 15. Jahrhundert tauchten viele Namen dieses Rittergeschlechtes auf. Danach besaßen die Obersteiner das Dorf, bis am 03. Dezember 1699 die Freiherren von Greiffenclau und Vollraths sich Gundheims annahmen. Ihre Herrschaft währte bis zur Französischen Revolution. Zeugen der Feudalzeit sind heute noch erhalten. Der „Pfalzhof“ mit Amtsgebäuden (heutiges Rathaus) und Ökonomie (frühere Gaststätte „Greiffenklauer Hof“) sind heute noch teilweise erhalten.
Das Museum befindet sich im ehemaligen Pfalzhof, dem alten Hauptgebäude des Greiffenklauer Hofes, das von 1853 bis 1974 als Schule diente, und seitdem das Rathaus und Schulungs- und Versammlungsräume der Freiwilligen Feuerwehr beherbergt. Der Heimatverein machte es sich zu seiner Aufgabe, in diesem historischen Gebäude ein schönes Museum zur Heimatkunde für die Nachwelt einzurichten. Gestartet wurde am 19. August 1984 mit dem ersten, und allgemeinen Raum, der verschiedene Exponate aus dem Bereich Haushalt und Inneneinrichtung in liebevoller Dekoration bereithält.
1992 kam das Handwerksmuseum mit verschiedenen Handwerksberufen aus der Jahrhundertwende dazu. Heute wird dort eine Schmiede, eine Bäckerei, einen Pflasterer, eine Schreinerei, eine Küferei , ein Schuster und der Maurer gezeigt. 1999 konnte unser Museum um einen alten Schulraum, komplett mit Tafel, Pulttischen, alten Karten und anderen alten Unterrichtsmaterialien abgerundet werden.
Entwicklungen der letzten Jahre
1982 konnte eine völlig neue Sportplatzanlage dem Turn- und Sportverein übergeben werden, der dazu in den Jahren 1986/87 in Eigenhilfe ein Vereinsheim baute. Im Jahr 2009 baute der Verein auf eigene Kosten den vorhandenen Hartplatz zu einem Rasenplatz um. Die Ortsgemeinde Gundheim übernahm für die Finanzierung durch den Verein eine Bürgschaft, die diese Maßnahme schließlich ermöglichte.
Im Anschluss an den Autobahnbau A 61, die unsere Gemarkung diagonal durchschneidet, wurde bei einer Teilflurbereinigung die Möglichkeit genutzt, zwei Neubaugebiete südlich des Dorfes auszuweisen. Hier zeigte sich bald, dass diesbezüglich ein Fehlbedarf bestand. In der Zwischenzeit ist das Baugebiet “Im Schoß” entstanden, dessen erster Abschnitt, der alte Sportplatz, welcher vollständig bebaut ist. Im Herbst 1994 wurde der dritte Bauabschnitt mit 35 Bauplätzen umgelegt.
Um das Leben auf dem Land attraktiv zu gestalten, unternahm die Gemeinde größere Anstrengungen. So wurde neben dem 1985 umgestalteten und heute als Vereinsheim genutzten ehemaligen Bahnhof eine gemeindeeigene Turnhalle errichtet, die im Jahr 1993/94 saniert und modernisiert werden konnte. Neben dem Turnbetrieb steht sie auch den sonstigen Vereinen und Privatpersonen als Veranstaltungsstätte zur Verfügung.
Im August 1995 konnte in der Kirchgasse das prächtig herausgeputzte St. Laurentius-Pfarrheim nach einer langen Umbauphase eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben werden. Hier spielt sich das Leben der Pfarrgemeindemitglieder ebenso ab wie auch private Feiern. Die St. Laurentius-Pfarrkirche erfuhr im Jahre 1970 eine gründliche Innenrenovierung verbunden mit dem Einbau einer neuen Orgel.
Im Jahr 2000 wurde die Ortsdurchfahrt Gundheim, die L442, ausgebaut. Ein negatives Straßenbaudenkmal hat damit aufgehört zu bestehen. Mit dem Straßenbau einhergehend entstanden Maßnahmen von Straßenbegleitgrün, die zur Auflockerung der Häuserfronten beitragen.
In der Verbandsgemeinde Westhofen gibt es seit dem Jahr 2007 ein Netz von acht Nordic Walking Rundstrecken von insgesamt 80 km Länge. Die Strecken sind Teil des Nordic Walking Park Rheinhessen, mit über 550 km Gesamtlänge. In allen Ortsgemeinden kann man in die hervorragend beschilderten Wege durch die rheinhessische Hügel- und Weinlandschaft einsteigen.
In Gundheim finden Sie die Übersichtstafel für den Quereinstieg am Sportplatz, hier finden Sie auch die Informationen über Streckenverläufe, Schwierigkeitsgrade und Höhenunterschiede. Von unserem Quereinstieg erreichen Sie bequem die Laufroute 7. Die Routen führen größtenteils über landwirtschaftlich genutzte Wege. In der „Werkstatt“ der Winzer und Landwirte begegnen Ihnen landwirtschaftliche Fahrzeuge, denn die Weinberge und Felder müssen bestellt werden. Die Winzer und Landwirte sind es, die die schöne Kulturlandschaft Rheinhessens erhalten, damit alle ihre Freude daran haben. Wenn man an die schönen Weine und anderen Früchte denkt, die hier fürs tägliche Leben gepflanzt sind, nimmt man gerne Rücksicht.
Unser Ort ist mit der Zeit auf einen Einwohnerbestand von 920 Personen angewachsen (Stand 31.12.2009). Unsere Gemeinde wird statistisch mit 26 Straßen und 330 bewohnten Gebäuden geführt.
Zahlreiche Handwerksbetriebe wie eine große Rebschule, Küfereien, eine Schlosserei mit Laserschneidetechnik, Zimmerergeschäfte, Bedachungsfirma, KFZ-Vertragswerkstätte, Schneiderei, Bäckerei, Lebensmittelfiliale, Fahrschulniederlassung, Elektroinstallationsbetrieb, Friseur sowie zwei Gaststätten und eine Arztpraxis zeugen von einer vielseitigen Arbeitswelt in den Mauern unseres Dorfes und stellen somit auch Arbeitsplätze für die Bevölkerung zur Verfügung.
Ein großer Teil der arbeitenden Einwohner pendelt jedoch in die nahegelegenen Städte Pfeddersheim, Worms, Mainz, Ludwigshafen, Mannheim usw. zum Broterwerb.
Besuchen Sie Gundheim gibt nichts Besseres, als eine Weinprobe ‚vor Ort‚ zu genießen, dort, wo der Wein gemacht wird und mit dem Winzer, der ihn gemacht hat. Winzer sind sehr stolz auf ihre Leistung und freuen sich, Ihnen ihre Produkte vorstellen zu können.